Kontaktpunkte

NEU: Peer- und Angehörigengespräche vor Ort

Wir freuen uns, dass wir in Zukunft die Möglichkeit anbieten können, ergänzend zur Emailberatung einmalige analoge Peer- oder Angehörigengespräche in der Beratungsstelle „Frauen helfen Frauen Stormarn e.V.“ in Bad Oldesloe zu führen.

In diesem Treffen soll es darum gehen, eine bestimmte Frage oder ein konkretes Thema/Anliegen, das Ihr mitbringt, lösungs- und ressourcenorientiert im direkten, persönlichen Kontakt miteinander zu besprechen.

Ein weiterer Termin für Rückmeldungen oder zur Klärung einer ergänzenden Frage kann bei Bedarf/Wunsch zwei bis drei Monate später in Anspruch genommen werden.

Weiterführende Peer- und Angehörigenberatungsprozesse können in diesem Kontext leider nicht angeboten werden.

Es ist okay, wenn Ihr eine Begleitperson mitbringen möchtet. Bitte teilt uns das vorher mit.

Es ist wichtig, dass Ihr ausreichend stabil für ein persönliches Gespräch seid und Euch selbst durch individuelle Hilfsmittel regulieren könnt. Vor Ort gibt es während unseres Treffens und im Anschluss keine beraterische oder therapeutische Unterstützung.

Zur Terminabsprache und Klärung Eures Anliegens nehmt bitte per Email Kontakt zu uns auf:

peer – beratung @ fhf – stormarn . de (ohne Leerzeichen)

Viele freundliche Grüße,

Paula Rabe

Viel zu einfach

Wir stehen im Discounter im Kassenbereich, als wir hinter uns ein leises, weinerliches „Mama?“ hören.

Wir drehen uns um und sehen neben einem vollgepackten Einkaufswagen ein ca. 4jähriges Mädchen stehen, das sich ängstlich umschaut.

„Oh, suchst Du Deine Mama?“, fragen wir und sie nickt.

Einen kurzen Moment später nehmen wir das Kind an die Hand, laufen durch die Gänge, schauen, wo die Mutter ist und finden sie schließlich. Sie hatte einen Artikel vergessen und ihre Tochter deshalb am Einkaufswagen stehengelassen, um ihn schnell zu holen.

Danach verlassen wir den Discounter und bemerken, dass unsere Hände zittern.

„Wir hätten sie einfach mitnehmen können.“, denkt es innen. „Es ist viel zu leicht, ein Kind zu entführen.“

Wir schlucken Tränen herunter und gehen nach Hause.

Wir haben einen weiblichen Körper, sind außen im Kontakt höflich und hilfsbereit, sprechen ruhig und freundlich – meistens jedenfalls, und all das lässt uns vertrauenswürdig wirken.

Wir stellen keine Gefahr für andere Menschen dar. Wir sind keine Gewalttäter*innen.

Wir wirken nicht nur vertrauenswürdig, wir sind es auch.

Aber es könnte auch ganz anders sein.

Wir könnten „Attribute“ haben, die andere Menschen eher mit „Gefahr“ oder potenzieller Täterschaft assoziieren- was dazu führen könnte, dass man aufmerksamer für das wäre, was wir wie tun.

Und wir könnten aufgrund unserer Gewaltbiographie zudem tatsächlich „Gefährder*innen“ sein.

Das Kind im Discounter hätte auch auf einen anderen Menschen treffen können, statt auf uns im Hier und Heute, zu dieser Zeit. Und dieser Mensch hätte es viel zu leicht gehabt, das Kind zu entführen. Auch deshalb, weil die Bilder über Täterschaft und Opferschaft in den Köpfen vieler Menschen eben (noch) so sind, wie sie sind.

Es wird denen, die Gewalt ausüben möchten, viel zu leicht gemacht. Den Frauen und Männern, (Groß-) Eltern, Verwandten, Lehrer*innen, Trainer*innen, Erzieher*innen, Nachbar*innen, Freund*innen, … Denen, die so vertrauenswürdig wirken, wie wir.

Singen und Trauma

Seit kurzem genießen wir den Luxus, Gesangsunterricht nehmen zu dürfen. Zwar haben wir bereits einige Chorerfahrungen, aber dort konnten wir uns gut in der Masse verstecken. Alleine am Klavier zu stehen und nur uns selbst (und das Klavier) zu hören, ist neu, herausfordernd, mutig.

Singen bedeutet Spannung, Haltung, Öffnung, Selbstwahrnehmung, Körperbewusstsein, Atmung, Loslassen, Lebensfreude, u.a.- genau die richtigen, wertvollen Lernerfahrungen, die wir mit/nach Trauma(folgen brauchen.

Unsere Gesangslehrerin (die übrigens nichts von unserer DIS weiß) kombiniert den Unterricht mit genau dem richtigen Maß an Theorie und Praxis, an Herausforderung und Zurückhaltung, Geduld, Motivation, Unkompliziertheit und Ernsthaftigkeit. Wir verbringen einen Großteil der Stunde meistens mit Stimmübungen und den Rest mit dem Singen/Erarbeiten eines von uns oder ihr ausgewählten Songs.

Wir beschreiben mal zwei Beispiele für Stimmübungen:

1.) Der „Lippentriller“:

Bei dieser Übung geht es (unserem Verständnis nach) darum, durch die „richtige“ Muskelaktivierung in Bauch, Brust und Rücken den Atemfluss so zu steuern, dass genügend Luft reinkommt, und in einem konstanten Fluss durch die geschlossenen Lippen wieder nach außen gelangt, so dass die Lippen vibrieren/flattern. Es werden Töne und Tonfolgen dabei eben nicht mit offenem Mund „gesungen“, sondern durch die Lippen „getrillert“ (wer mehr wissen, bzw. sehen will, möge googlen).

Für uns war es zunächst schwierig, wahrzunehmen, wo wir eigentlich genau hinatmen müssen und welche Muskelpartien konkret angespannt werden sollen. Wir haben herausgefunden, dass es uns leichter fällt, wenn wir gleichzeitig umhergehen; oder wenn wir unsere Hände an unsere Flanken legen; oder ein Gewicht mit ausgestreckten Armen vor uns halten; oder auf dem Rücken liegen und beide Beine etwas vom Boden abheben, u.a. „Bauch“ und „Bauchmuskeln“ sind ein weites Feld- und wenn der Körper nicht vollständig oder detailliert wahrgenommen werden kann, dann ist eben auch nicht spürbar, ob es um die Mitte oder die Seiten geht, um Bauchnabel- oder Magenhöhe, oder ob es eher in den Rippenbereich und Rücken wandern muss.

Im Gewaltkontext ist „Bauch“ der Inbegriff von „Schmerz, Gefahr, Verletzung“, aber (innersystemisch) evtl. auch von „Verrat, Feindschaft, Minengebiet“. „Bauch“ wird nicht in einzelne Bereiche differenziert, sondern ist im Zweifelsfall einfach nur das „da unten“; etwas, das eigentlich auch gar nicht zu einem gehört, wohingegen der „Kopf“ das ist, wo man existiert, wo sich „das System“ aufhält, wo es ggf. Gestaltungs- und Handlungsmöglichkeiten gibt. Den „Bauch“ schleppt man als Anhängsel mit sich herum; hat den Eindruck, alles Belastende, Schwere, Komplizierte, Gefährliche kommt von dort- bis man irgendwann anfängt, auch das wahrzunehmen, was von dort positiv hervorgebracht wird: Freude, Liebe, kribbelige Aufregung, Neugier, Lust, Genuss, u.a. Den „Bauch“ wieder zurückzuerobern, sich mit ihm zu Hause zu fühlen und ihn genauso als zu sich gehörig zu erleben, wie den „Kopf“, ist Arbeit und gleichzeitig ein „Geschenk“, wenn es gelingt.

Wir üben, unseren Körperbereich „unterhalb des Kopfes“ zu differenzieren: Das Funktionieren des Lippentrillers hängt bei uns maßgeblich damit zusammen, dass wir unsere Bauch-, Brust- und Rückenmuskeln (wo, wo und wo??) aktivieren und unseren Atem in die Breite (!) unseres Brustkorbs fließen lassen (ihn damit also weiten). Wie oft haben wir schon in verschiedenen Kontexten gehört, dass es wichtig wäre „in den Bauch zu atmen“, und zwar möglichst „tief“. Wenn wir das mehrmals hintereinander tun, wird uns schwindelig, unwohl und es triggert Altes- und es hilft uns nicht beim Singen, sondern wir geraten quasi in einen „Schnappatmungszustand“, um wieder in unseren natürlichen Atemfluss zu kommen und Triggerreaktionen zu stoppen.

Über die Atmung kann man direkt auf den „highway to hell“ geraten, also zurück in Traumazusammenhänge, in Gewaltsituationen; aber auch ziemlich gut wieder zurückkommen in die Gegenwart. Atemübungen mit Bewegungen zu kombinieren, wie z.B. auch beim Yoga, macht es unserer Erfahrung nach leichter, gut orientiert zu bleiben und nicht innerlich abzurauschen in ungute Erinnerungen oder emotionale Zustände. Muskuläre Aktivität, teilweise Anspannung und gleichzeitig bewusste Atemsteuerung halten uns präsent und handlungsfähig- und haben einen erdenden Effekt.

Sich weder in die Hyperventilation zu hecheln (flache Brustatmung), noch durch eine tiefe Bauchatmung in Trance zu beamen, sondern achtsam die Atmung zu „gestalten“, um den gewünschten stimmlichen Effekt zu erzielen- das ist eine Herausforderung und Übungssache.

2.) Die Unterkieferöffnung:

Hierbei geht es im Gegensatz zur Lippentriller-Übung nicht um Muskelanspannung, sondern um Entspannung. Damit die Töne und der Klang genügend Raum bekommen können, muss der Mund geöffnet werden, und zwar eher nach unten (wie beim Zahnarzt), statt seitlich (wie beim breiten Lächeln). Ein breiter Mund hilft zwar, einen bestimmten, leicht „metallisch“ klingenden Sound zu erzeugen (Twang)- auch deshalb sieht man so häufig doll lächelnde Chöre 😉 -, aber ein nach unten geöffneter Mund erzeugt mehr innere/hintere Weite und einen „tieferen Kehlkopf“, was den Klang deutlicher, lauter, voluminöser werden lässt (so beschreibe ich das als Laie).

Wir üben also z.B. mit dem Vokal „A“ in Tonfolgen die Unterkieferöffnung (auch vor dem Spiegel)- und nehmen dabei nicht nur wahr, wie weit wir den Mund öffnen müssen (weiter als gedacht), sondern auch, was eigentlich mit der Zunge passieren soll. Es ist gar nicht so einfach, dorthin gezielt zu steuern, die Zunge in eine eher „flachere“ Position zu bringen, damit im Rachen Platz geschaffen wird- auch im Gesicht, im und am Mund sind so viele Muskeln, für die man erst mal eine bewusste Wahrnehmung entwickeln muss, um zu verstehen, wie eine Übung funktioniert und wie man was verändern kann.

Auch diese Technik ist eine Körperarbeit, die im Traumakontext so viel berührt und bewegt:

Nicht reden dürfen oder können. Kontrolle behalten, bloß nichts (Verbotenes) raus lassen. Gezwungen werden, etwas aufzunehmen, das man nicht aufnehmen (verinnerlichen) möchte. Nicht weinen oder schreien dürfen. Die Luft anhalten. Sich hart machen. Immer enger werden. Nicht fühlen. Erstarren. Unsichtbar sein (müssen/wollen). Und so weiter.

Das ist traumabezogen, logisch. Was das mit dem stärksten Muskel des Körpers (dem Kaumuskel) macht, ist klar: Da ist alles auf „Schließung“ ausgerichtet, nicht auf „Öffnung“. Daran zu arbeiten, Schritt für Schritt etwas zu weiten, was eng war und ist, löst viel aus, vor allem emotional. Wir kennen das auch von Dehnungsübungen beim Yoga.

Ich habe mich eine Zeit lang gefragt, warum ich nach Zahnarztbesuchen immer weinen muss. Glücklicherweise haben wir mit unseren Zähnen bisher nie größere Probleme gehabt und die halbjährlichen Kontrollen verlaufen meistens schmerzlos. Trotzdem bin ich danach zu Hause emotional offen, verletzlich, tränennah- fühle mich „irgendwie verletzt“, und zwar auch dann, wenn der Zahnarztbesuch nach drei Minuten gucken schon erledigt war. Inzwischen ist mir bewusst geworden, dass die weite Mundöffnung diese emotionale Reaktion auslöst: Sich ausgeliefert fühlen, etwas aufmachen, was intuitiv lieber geschützt bleiben möchte- das berührt etwas Zartes, Weiches, Kleines.

Und einen ähnlichen, aber weniger brachialen Effekt hat das Üben der Kieferöffnung beim Singen: Es wird wieder Kontakt zu dieser emotionalen Ebene hergestellt. Solange dabei achtsam, langsam und liebevoll vorgegangen wird, wirkt es heilsam: Nicht nur die oben genannten Trigger-Aspekte tauchen auf, sondern nach und nach zeigen sich auch Erleichterung, Befreiung, Loslassen. Wie gut es sich anfühlen kann, aufzumachen! Wie tröstlich, beeindruckend, stärkend, erdend es sein kann, sich körperlich und psychisch Raum und Luft zu verschaffen! Ich/Wir bin/sind da und das ist erlaubt und okay!

Der Gesangsunterricht und auch das Singen zu Hause ist für uns die derzeit wirkungsvollste Achtsamkeitsübung. Intensiver im Hier und Jetzt können wir nicht sein, als in diesen Momenten. 🙂

Außerdem lernen wir etwas intensiv kennen, was uns bisher fremd war: Unsere systemübergreifende Gesangsstimme, die wächst und sich formt. Beim Sprechen gibt es mehr oder weniger deutliche stimmliche Unterschiede je nach Innenperson. Und das trägt beim Singen auch dazu bei, dass jemand etwas höher oder etwas tiefer kommt, als andere, oder anders/individuell betont. Dennoch zeigt sich bisher, dass etwas „Gesamtsystemisches“ beim Singen entsteht- und das ist sehr spannend. Ein integrativer Prozess.

Singen ist Körperarbeit. Sie muss nicht therapeutisch begleitet sein, fördert aber (zumindest bei uns) eine heilsame, traumaintegrative und innersystemisch verbindende Dynamik (selbst dann, wenn nur Einzelne zum Gesangsunterricht gehen und Andere niemals auch nur einen Ton singen wollen!).

Wie man einen Hai sucht und Andere(s) findet

„Haidrun“ ist weg. Ich habe jeden Quadratzentimeter in unserem Zuhause nach diesem Lieblingskatzenspielzeug abgesucht: Nix. Das kleine Stofftier in Form eines Hais, mit dem die eine Katze kuschelt und Fußball spielt und das die andere Katze im Maul von A nach B trägt, ist und bleibt verschollen. Wahrscheinlich ist es irgendwo hin verschleppt worden, wo nur die Katzen sich auskennen (wer weiß, wo Mucklas leben, weiß auch, wo Haidrun ist 😉 ).
Wir haben in den letzten Tagen sehr viel Zeit damit verbracht, dieses Spielzeug zu suchen- im Grunde habe ich persönlich noch nie zuvor so ausgiebig nach irgendetwas gesucht.
Heute Vormittag ist dann jemand von uns losgezogen, um ein neues Spielzeug zu kaufen- eins, das nur ein mickriger Ersatz für Haidrun sein kann, aber zumindest schon mal von der einen Katze abgeleckt wurde. Wir werden sehen…

Was mich in dem ganzen Zusammenhang wirklich beschäftigt, ist die Selbstverständlichkeit und Hartnäckigkeit, mit der gesucht wurde. Wir wollten Haidrun finden- und wir haben gemeinsam gesucht.

Könnten wir das vielleicht auch innen umsetzen? Was ist mit Innenpersonen, die lange nicht da waren, die nicht oder nur schwer erreichbar sind? Was ist mit Infos, Wissen, Erkenntnissen, Kontakten, die Mühe, Energie und Geduld benötigen, um an sie heranzukommen?
Ja, es ist ein Unterschied, sich mit einer Taschenlampe unters Sofa oder Bett zu robben, in der Hoffnung, dort ein blaugraues Stofftier liegen zu sehen, oder sich im Innern mehr oder weniger orientierungslos bewegen zu müssen – das ist emotional überhaupt nicht vergleichbar.
Aber die Wichtigkeit, an etwas dran zu bleiben, das lange dauert und nicht (sofort) von Erfolg gekrönt ist, die kann man schon ein bisschen vergleichen.
Irgendwann wird Haidrun schon wieder auftauchen- sie KANN nicht vom Erdboden verschluckt sein.
Und so ist das innen auch. So ähnlich jedenfalls.

Es gibt sowohl bei/in uns, als auch bei anderen Betroffenen und „Traumafachleuten“ verschiedene Haltungen und Ideen dazu, was im Innern alles (nicht) möglich sein kann. Fakt ist: Imaginationsfähigkeiten, bildliche Vorstellungskraft, emotionales Erleben, Wahrnehmungsebenen u.a. sind ja vollkommen individuell. Was für die Einen total selbstverständlich und klar ist, ist für die Anderen gar nicht vorstellbar und fremd. Wir finden es schwierig, wenn man jemandem ein bestimmtes Erleben abspricht, weil man es selbst anders oder gar nicht kennt.

Dass im Innern etwas oder jemand (zeitweise) „verschwindet“, ist logisch, wenn man dissoziativ strukturiert ist. Man hat eben nicht ständig Zugriff auf Inhalte, Wissen, Bewusstsein, Wahrnehmung- und somit auch nicht auf alle Persönlichkeitsanteile/Innenpersonen. An der Innenkommunikation und dem Innenkontakt zu arbeiten, ist eine permanente Aufgabe und nichts, was man an einem Punkt erfolgreich geschafft und für die Zukunft dann erledigt hat- so erleben wir das jedenfalls. Wer wie innen erreichbar ist und bleibt, wie viel wahrnehmbar ist und wo welche Ressourcen nutzbar sind, das gestaltet sich dynamisch und eben nicht statisch.

Es gibt Zeiten, in denen Verbindungen innen weniger spürbar sind. Oder in denen Innenpersonen, die sonst häufiger im Alltag und/oder in der innersystemischen Wahrnehmung präsent waren, kaum oder gar nicht mehr auftauchen. Das kann sehr verunsichern und destabilisieren oder auch erst sehr spät auffallen. Wir kennen es, dass Monate vergehen können, in denen einzelne Innenpersonen „verschwunden“ sind (d.h. auch für uns selbst nicht mehr „greifbar“), bevor das überhaupt jemand von uns realisiert: „Was ist eigentlich mit XY? Weiß jemand, wo sie/er ist und wie es ihr/ihm geht?“ Je nachdem, welche Präsenz die jeweilige Innenperson sonst in unserem Alltag hat, dauert so ein Erkennen mehr oder weniger lange. Wenn jemand fehlt, der/die z.B. sonst Verantwortung für Arbeit oder soziale Kontakte trägt, fällt es früher auf, wenn er/sie nicht mehr da ist- weil dann eben eine Lücke im Alltag entsteht, die auch zügig geschlossen/ersetzt werden muss. Handelt es sich um das „Verschwinden“ einer Innenperson, die sonst eh schon wenig im Alltag außen aktiv war, oder die innen Aufgaben hat, die seltener ausgeführt werden müssen- dann wird sie auch nicht so schnell von sogenannten Alltagspersonen vermisst.

Die Frage, wer wann wie schnell als fehlend wahrgenommen wird, wer wann (von wem) vermisst und schließlich aktiv gesucht wird, hat ganz viel Verletzungs- und Schmerzpotenzial. Es geht dabei natürlich auch um die (Selbst-)Wahrnehmung von „Wert“ oder „Wichtigkeit“. Die Haltung, dass alle gleichermaßen „wichtig“ sind, wäre schön- passt aber häufig nicht zur konkreten Alltags- und Lebensgestaltung. Nicht Jede*r hat gleichermaßen viel Mitsprache- und Bestimmungsrecht, nicht zu jedem Zeitpunkt funktioniert im Innern Demokratie. Trotzdem gibt es an einem basalen Punkt „Gleichheit“: Jede*r hat absolut Wichtiges zum Überleben beigetragen. Jede*r Einzelne existiert, weil sie/er gebraucht wurde und heute noch wird- weil sie/er ein Teil eines Ganzen ist. Eines Systems, das von Vielen zusammengehalten wird.

Egal, wie viel jemand zu einem funktionierenden Alltag beiträgt. Egal, ob jemand für Arbeit, Einkauf, Autofahren, Behördenkram, Sport, gesunde Ernährung, oder für Schlaf, Spielen, Bindungsarbeit, innere Streitschlichtung, innere Informationsvermittlung oder was auch immer „zuständig“ ist. Egal, ob jemand ausschließlich im Innern und nie im Außen präsent ist. Egal, ob jemand als Person, Anteil, Fragment, Modus o.a. bezeichnet wird. Er/sie/es existiert und kann wahrgenommen werden, also braucht es Anerkennung. Punkt.

Das, was ein Gesamtsystem ausmacht, befindet sich im Innern. Wir kennen es nicht, dass etwas oder jemand daraus sich wirklich auflöst und auf Nimmerwiedersehen verschwindet (wohin denn auch?). Insofern kennen wir es auch nicht, dass eine Innenperson „stirbt“. Im Zusammenhang mit Fusionen haben sich Innenpersonen bei uns schon miteinander verbunden, so dass die einzelnen Aspekte von jemandem nicht mehr unbedingt separat erkennbar waren. Es entstanden dadurch „Mischformationen“, aus denen bestimmte Eigenheiten manchmal „herausschimmerten“ und zum Teil wiedererkennbar (personell zuzuorden) waren. Das, was zuvor Person A, B oder C ausmachte, wie er/sie dachte, handelte, sich verhielt, was er/sie mochte, u.a., war nicht immer „haltbar“ nach Fusionen- aber ihr jeweiliger Kern; das, wodurch und wofür sie entstanden sind; was sie mitbrachten, um das Gesamtsystem zu schützen und (über-)lebensfähig zu halten- all das blieb innerlich zugänglich und spürbar, auch wenn nach Fusionen neue Konstellationen entstanden waren.

Wenn nun innerlich etwas oder jemand abhanden gekommen ist und man sich auf die Suche macht- dann braucht das oft viel Durchhaltevermögen. Und die Bereitschaft zu fühlen. Es gibt Gründe, warum etwas oder jemand „hinten weg gefallen ist“, oder sich zurückgezogen hat. Und es gibt Gründe, warum das zunächst vielleicht nicht wahrgenommen werden konnte oder durfte. Auf jeden Fall geht´s dabei auch um Einsamkeit- und deshalb ist es so wichtig, (weiter) zu suchen, auch wenn das Finden länger dauert.

a moment like this

Sie betritt das Zimmer nicht durch die Tür, sondern durch ihre Augen.

Langsam gleitet sie zwischen den Schulterblättern weiter nach oben, sammelt sich direkt hinter der Gesichtsmaske und drängt sich dann durch den engen Geburtskanal ihrer Sehnerven.

Das Zimmer ist ruhig und es riecht irgendwie wohlig. Sie sitzt auf einem weichen Teppich und über ihren Beinen ist eine leichte Decke ausgebreitet. Auf ihrem Schoß liegt ein Buch. Es ist grün und man erkennt einen Baum und eine Figur: „The Giving Tree“ lautet der Titel. Sie entspannt ihre Hände etwas mehr, als sie die ersten Seiten kurz anschaut. Englischer Text. Darin fühlt sie sich zu Hause.

Trotzdem flattert ihr Herz.

Ihr ist, als dürfte sie nicht da sein.

Als wäre sie in eine Tabuzone eingedrungen, einfach weil sie wie automatisch ihren Halt zwischen den Schulterblättern verloren hat. Sie weiß nicht, weshalb es sie nach außen geboren hat. Nun ist sie da und ihr Herz flattert die linke Halsseite hoch und runter.

An ihren Beinen bewegt sich etwas.

Ihr Blick schnellt vom grünen Buch zum Fußende und erst in diesem Moment erkennt sie die Katze.

Dieses kleine, kuschelige Fellwesen dreht sich auf den Rücken und streckt die Beine genussvoll von sich.

Während der Betrachtung dieser Bewegungen öffnet sich ihr Sichtfeld weiter: Lichtstreifen strahlen durch das Zimmer. Auf dem weichen Teppich ziehen sich zwei Sonnenfelder über Kreuz in die Länge. In einem der Felder räkelt sich die Katze. Im anderen erkennt sie einen dunklen Schatten. Da ist noch eine, eine zweite Katze.

Sie bemerkt erst, als das Buch an der Decke raschelt, dass ihre Hände zu zittern begonnen haben.

Ihr Herz flattert immer noch hektisch und befindet sich mittlerweile im Unterkiefer. „Perhaps it will jump out of my mouth“, denkt sie. Als sie sich selbst hört, werden ihre Hände wieder ruhiger.

Die Katzen schauen verschlafen und unaufgeregt in ihre Richtung.

Dann rollt sich die Eine zu einer Kugel zusammen und die Andere legt sich auf die Seite. Beide schnurren und schließen die Augen.

Sie schiebt das Buch beiseite. Dann lässt sie sich langsam flach auf den Teppich gleiten und zieht dabei die Decke bis zum Hals hinauf. Ein großer Teil ihres Körpers befindet sich nun gemeinsam mit der einen Katze in einem Sonnenfeld.

Ihr Herz flattert vom Unterkiefer durch den Hals in ihre Brust zurück.

Ihre Schulterblätter lassen ein bisschen lockerer. Sie spürt die Luft in ihrer Mitte ein- und ausströmen.

In zwei Lichtstreifen liegen drei Lebewesen, die im gleichen Rhythmus atmen.

Auf- und Abbewegungen in kleinen und großen Schattenbergen auf einem weichen Teppich.

Der Geburtskanal ihrer Sehnerven schließt sich für eine Weile.

I could drop off to sleep, but I want to keep in touch with myself.

Just me.

Nobody else.”

Blick(e) hinter Pupillen

Sie betrachtet ihre Hände. Bis eben waren sie noch in irgendwelchen Hosentaschen versteckt. Jetzt liegen sie locker auf den Oberschenkeln, mit den Handflächen nach unten. Die Fingerspitzen sind bläulich verfärbt. Das bedeutet wohl, dass es zu kalt ist. Sie weiß nicht, ob sie friert. Aber ihre Hände sagen: „Oh ja, das tun wir. Kalt ist es, wie verrückt!“ Sie krallt die Finger in die Oberschenkel und spannt gleichzeitig die Unterarme an. „Ich mache mich lebendig“, denkt sie. „Es wäre doch gelacht, wenn ich euch nicht erwärmt bekäme!“ Dann hustet sie und lächelt entschuldigend in Richtung Ausgang. Dort müsste die Frau sich gerade befinden, die sie leider nicht sehen kann. Nur sich selbst erkennt sie, aber andere Menschen lässt sie unter einem zauberhaften Tarnumhang verschwinden.

Sag mal, wie wäre es, wenn wir zusammen eine Runde laufen würden? Vielleicht ein bisschen frische Luft schnappen? Die Sonne scheint, siehst du?

Sie hört die freundliche Stimme sprechen, die zu der Frau gehört, die sie noch nie angesehen hat. Ängstlich kneift sie die Augen zusammen. An so etwas kann sie sich einfach nicht gewöhnen. Als sie kurz unter ihren Augenlidern blinzelt, finden die Pupillen keine Ruhe mehr und zucken wie Flipperkugeln hin und her. Schnell und heftig stößt sie die Fingerspitzen in die Oberschenkelmuskulatur. Der Schmerzreiz hilft. Die Pupillen erstarren und vor ihr bewegen sich die vertrauten Lichtflecken. Keine Frau in Sicht. Glück gehabt. Sie dachte für einen Moment, sie sei möglicherweise doch verrückt geworden.

Also, was meinst du? Wollen wir ein bisschen zusammen gehen?

Sie atmet tief ein. Die Stimme wird keine Ruhe geben. Deshalb formuliert sie eine neutrale Antwort: „Von mir aus. Mir egal. Wenn du willst.“ Dann spannt sie alle wichtigen Muskelgruppen an und hebt ihre Hüfte auf die bereitstehenden Beine. Sich aufrecht halten kann sie schon mal. Laufen wird wie immer auch funktionieren. Aber diese Kälte, diese Kälte. „Ich möchte am liebsten doch nur schon gestorben sein“, flüstert sie innerlich. Die Frau darf sie nicht hören, wenn sie so etwas sagt.

Die Frau schweigt.

Eine Zeit vergeht. Geht sie schon, oder steht sie noch? Ist noch Heute? Alles nur geträumt? Geschlafen? Erinnert? Wahrheit oder Märchen? Oder eine Lüge? Wo ist sie? Wer ist sie?

Die Frau legt eine Hand auf ihre Schulter. Sie ist warm. Die Schulter ist steinhart. Die Frau murmelt Unverständliches.

Wer ist sie? Wohin will sie?

Sie schaut in hellbraune Augen. Nicht weggucken jetzt. Aber wohin denn sonst, mit den tanzenden Pupillen, wohin denn, wenn sie nach außen kugeln? Dann muss sie doch weg-schauen, oder nicht? Muss sie doch!

Wer sie sieht, kann nicht unsichtbar sein. Am liebsten doch schon gestorben sein? Gestorben worden sein?

Jetzt lebt sie sie. Oder wird sie gelebt?

Wer sind sie?

Sind sie?

Geworden sind sie. Hinter flackernden Pupillen. Auf die Welt gehoben mit eiskalten Fingerspitzen.

Die Frau seufzt und blickt in die Sonne. Immer gehen sie gemeinsam los, und dann bleibt doch nur sie selbst übrig, wenn die Wärme durch die Lider scheint, ins Innere.

Trotzdem wird sie es wieder probieren. Sie mitzunehmen ins Leben. Die Andere.

Mit traumatischen Erinnerungen arbeiten- ohne Therapie

Kurz stehenbleiben. Was ist gerade wahrnehmbar? Den Fokus auf den Körper richten: Herzschlag, Atmung, Sinneseindrücke, Temperatur, Schmerz oder andere Symptome? Sind wir noch beweglich oder erstarren wir langsam? Kann es weitergehen?

Wieder in Bewegung kommen. Die Walkingstöcke schwingen rechts und links, die Beine laufen zügig und sicher. Über die Kopfhörer klingt eine Lieblingsplaylist. Das Maisfeld ist in Sicht und es ist noch höher als beim letzten Mal.

Dann standen wir vor den Pflanzen, die uns wie eine Wand erschienen. Im Körper kam der altbekannte Impuls auf, sich hinzuhocken, klein zu machen, die Arme über den Kopf zu schlingen, möglichst kein Geräusch von sich zu geben, den Atem anzuhalten- genau wie damals als Kind, als wir nachts in einem Maisfeld „zu Trainingszwecken“ ausgesetzt und alleingelassen wurden.

Stattdessen hoben wir die Arme mit den Walkingstöcken über den Kopf und machten uns groß. Wir atmeten geräuschvoll durch den Mund aus, schüttelten die Beine aus, stampften mit den Füßen auf, gingen ein paar Schritte, machten ein Foto vom Feld, suchten ein neues Lied aus der Playlist aus…

Im Innern wurde spürbar, wen die Situation wie berührte.

Weiteratmen. Noch mal den Impuls merken, sich hinzuhocken- und ihm kurz nachgehen. Wie ist das in dieser Haltung- nicht IM Feld, sondern daneben, auf einem Weg? Tränen kommen. Verlassenheitsschmerz. Große Angst. Überforderung. So war das damals, als Kind. Zumindest für manche von uns. Andere haben das gar nicht gefühlt, sondern schon emotional abgeschaltet reagiert. Traumatypisch, traumalogisch.

„Es“ wegwischen, wegmachen wollen. Tapfer sein. Sich nicht anstellen. Ist doch alles schon lange vorbei. Ja. Nein. Im Innern ist es aktuell.

Es begrenzen. Eine große Kunst ist das, so hin und her zu pendeln zwischen damals und heute. Sich nicht im Gestern verlieren, aber auch nicht im Heute. Es da sein lassen, es anerkennen als Teil des eigenen Lebens- aber nicht völlig den Boden unter den Füßen verlieren. Oder wenn doch, zumindest von irgendwem irgendwo gehalten sein. Im Idealfall.

Es reicht. Bitte jetzt kein Maisfeld mehr. Weiterlaufen, weglaufen, es zurücklassen, aber uns mitnehmen.

Diese Konfrontation wird nachwirken. Kann sein, dass wir noch verschiedene Traumafolgesymptome spüren werden. Wir müssen das gar nicht alles vorbildlich „können“, nur weil wir gefühlt 100 Jahre Therapieerfahrungen haben.

Wir üben diesen Umgang mit Triggern nicht erst seit gestern. Auch das Maisfeld ist keine neue Arbeit. Es wird besser, aber es ist immer noch schwer und wir wünschten, es wäre einfach alles anders.

Vermeidung ist keine Option in Sachen Maisfeld. An anderen Stellen, auf andere Reize bezogen schon.

Wir konfrontieren uns mit den Maisfeld-verbundenen Traumatisierungen, weil wir diese Walkingstrecke eigentlich sehr lieben. Nur nicht im Sommer, wenn der Mais so hoch steht. Aber: Wir wollen uns von diesem Trigger schlicht und einfach nicht den Weg versauen diktieren lassen.

Seit über 2 Jahren machen wir keine Psychotherapie mehr (weil wir nach dem Ende der langjährigen Therapie keinen neuen Platz gefunden haben). Das bedeutet, dass wir bei unserer Innenarbeit mit traumatischem Erinnerungsmaterial nicht begleitet werden. Und das ist milde gesagt ziemlich herausfordernd, bzw. an manchen Punkten auch tatsächlich nicht vollständig möglich.

Und/Aber: Wir gehen trotzdem weiter. Innerlich und äußerlich. Wir probieren aus, was wie helfen könnte- und scheitern dabei und erleben Fortschritte. Manches geht alleine, manches bleibt (leider) auf der Strecke.

Traumabearbeitung durch Auseinandersetzung mit Traumainhalten ist etwas, was ein vertrauenswürdiges, kompetentes, zugewandtes Gegenüber braucht. Ohne Spiegelung im Außen; ohne jemanden, der die Übersicht behält und Fragen stellt; der eben eine Position AUSSERHALB des ganzen Schreckens hat, klappt eine konsequente, vollumfängliche Bearbeitung traumatischer Situationen nicht. Nicht, wenn jemand strukturell dissoziativ ist. Nicht, wenn es um gezielte Konditionierungen, Fragmentierungen, o.a. geht. So sind zumindest unsere Erfahrungen.

Bedeutet das also, dass man keine Chance hat, wenn man alleine mit Traumamaterial arbeiten will/muss- und dass man es dann gleich lassen sollte?

Unsere Wahrheit ist: Nein. Zum Einen geht es manchmal wirklich ums Ganze, also um die Frage „Was hält mich/uns eigentlich hier im Leben?“- und da kommt man möglicherweise an den Punkt, dass man alleine aktiv werden MUSS, wenn man überleben will. Da hat man dann nicht den Luxus, sich die „Mühe“ einfach nicht machen zu wollen und eben ein bisschen „Psychostress“ in Kauf zu nehmen, sondern es wird klar: SO kann/können und will/wollen ich/wir nicht weiterleben. Wir MÜSSEN jetzt hingucken und damit arbeiten, auch wenn wir niemanden haben, der/die uns dabei begleitet.

Hinter all den Berichten über fehlende Psychotherapieplätze stehen lebendige Menschen, keine Karteileichen! Und diese Menschen sind damit beschäftigt, sich am/im Leben zu halten, einen Umgang mit ihren Symptomen zu finden, auszuprobieren, was sie tun können, um sich selbst zu retten, usw. Und selbstverständlich ackern sich komplextraumatisierte Menschen ganz für sich alleine den Arsch ab (sorry for not sorry!), um „klarzukommen“ mit ihrem „Paket“.

Also: Selbst wenn klar ist, dass die Chancen auf eine umfassende, gesamtsystemische Bearbeitung einzelner Traumata ziemlich mies aussehen, wenn man alleine daran rumdoktorn muss, so tun diverse Betroffene genau das eben TROTZDEM, weil es (erst mal?) keine Alternativen gibt. Und wir wagen zu behaupten, dass erstaunlich viel unter diesen schwierigen Umständen dennoch funktioniert.

Dieses eine furchterregende Maisfeld haben wir für heute erledigt. Nicht das Feld hat uns geschafft, sondern wir das Feld. Das, was wir damit tun, ist so simpel wie komplex gleichermaßen: Wir gestatten uns Innenwahrnehmung und wir versuchen anschließend, darüber zu reden oder zu schreiben. Nicht immer klappt das so „kontrolliert“ und „sauber“ wie heute.

Der Schmerz, das Entsetzen, der Schrecken, die Angst von damals brauchen heute Aufmerksamkeit und Anerkennung und manchmal brauchen sie auch eine Abreaktion- und die sieht dann weniger „sortiert“ aus, logischerweise. Nichts daran ist falsch! Trauma löst sich nicht einfach auf, nur weil man mal ein paar zarte Tränchen vergossen oder mit dem Fuß aufgestampft hat. Trauma muss manchmal ausgekotzt, ausgespuckt, hingerotzt, rausgeschrien, durchgezittert, weggeschmettert oder gegen die Wand geklatscht werden. Und manchmal muss das genau so immer und immer wieder wiederholt werden, bis sich etwas lösen kann. Selbst dann bedeutet das aber noch lange keine „Auf-Lösung“, weil sich manches vielleicht gar nicht „auflösen“ lässt.

Für uns ist das Ziel dieser Konfrontation mit dem Schrecklichen ein Gefühl von Integration. Und zwar im Sinne von „so gut und selbstbestimmt wie möglich damit leben können“. Dazu gehört, dass wir Verluste intensiv betrauern. Dass wir Schmerz wahrnehmen und ausdrücken. Dass wir Mitgefühl mit uns selbst entwickeln. Dass wir verstehen, was damals passiert ist und welche Spuren es hinterlassen hat. Dass wir Schäden an Körper und Psyche nicht ignorieren oder schönreden, sondern benennen und annehmen. Dass wir die Gewalt, die wir erlebt haben, erinnern dürfen (!) und auch so der Welt mitteilen können, wie wir das gerne möchten- auch wenn Viele nichts davon hören wollen.

Für all das lohnt sich diese ganze Arbeit.

Genau das ist die Chance, die dahinter liegt und die wir nicht aufgeben.

Und das können wir auch nur deshalb genau so empfinden, denken und umsetzen, weil wir diese gefühlt 100 Jahre Therapieerfahrungen mit all ihren inneren Prozessen und Entwicklungen zur Verfügung haben.

„sich wehren wollen“: DIS im Strafverfahren

Die Kriminalkommissarin, die uns während unserer Strafanzeige im Jahr 2003 zu Beginn begleitete, war für uns eine sehr kompetente und menschlich-herzliche Hilfe. Die Vernehmungen gestaltete sie achtsam und behutsam, aber auch sehr genau. Sie führte uns während der Befragungen immer wieder in heftige Themengebiete und ermutigte uns, so zu erzählen, wie es gut für uns war. Wir durften schweigen und malen/zeichnen, durften flüstern und Schimpfworte oder eine derbe Formulierung gebrauchen. Es lag in unserer Verantwortung und unserer Entscheidung, wer von uns worüber sprach und worauf antwortete- aber wir wurden damit nicht alleine gelassen. Die Beamtin war gut informiert über Hintergründe, Symptomatik und Schwierigkeiten einer Dissoziativen Identitätsstruktur. Und sie hatte ein Bewusstsein dafür, dass Widersprüchlichkeiten, Täterloyales oder Amnesien in diesem Zusammenhang recht typisch sind und keineswegs Anzeichen einer Falschaussage sein müssen.

Wir wurden insgesamt fünf Mal von der Kommissarin vernommen und standen auch zwischendurch in einem regelmäßigen Austausch. Wir spürten, dass es ihr nicht egal war, wie es uns vor und nach den Befragungen ging. Und dass sie an mehr interessiert war, als nur an gerichtsverwertbaren Aussagen. Wir erlebten sie sehr engagiert und motiviert und wir denken heute, dass aus unserer Strafanzeige vermutlich mehr geworden wäre, wenn sie bis zum Schluss zuständig geblieben wäre. Leider musste unsere Ermittlungsakte an eine andere Staatsanwaltschaft weitergeleitet werden und ab diesem Zeitpunkt hatte die Kriminalkommissarin keine Handlungsbefugnis mehr. Das Verfahren endete gut 10 Jahre später ohne Gerichtsprozess oder Verurteilungen.

Die Polizistin hatten wir einige Jahre später telefonisch kontaktiert, um ihr eine akute Frage zu unserer äußeren Sicherheit zu stellen und wir kamen weiter ins Gespräch, wobei wir auch noch mal unsere gemeinsamen Begegnungen Revue passieren ließen. Sie bestätigte unsere Wahrnehmung, dass unser Verfahren sehr verdächtig im Sande verlief, als die Ermittlungsakte „woanders“ landete. Ich traute mich zu sagen, dass ich nicht an einen Zufall glaube, sondern Hinweise für eine Einflussnahme des Täterkreises habe.

Daraufhin schwieg die Kommissarin erst einmal. Dann antwortete sie: „Das kann sein. Vielleicht. Wahrscheinlich. Aber ich muss dazu sagen, dass ich mittlerweile nicht mehr von so einer großen Unterwanderung durch Täterkreise ausgehe, wie das manche Therapeut*innen behaupten. Ich denke nicht, dass überall, an allen wichtigen Stellen, Täter*innen sitzen und die Dinge lenken und deshalb die Strafverfahren scheitern. Das hat häufig andere Gründe.“

Nach dieser Aussage waren wir erst mal erschrocken. Das klang für uns wie eine grundlegende Änderung ihrer opferfreundlichen Haltung. Es klang nach grundsätzlicher Skepsis oder Unglauben.

Im weiteren Gespräch habe ich aber verstanden, was sie konkret meinte und dass ihre Einschätzung ganz sicher keinen grundlegenden Zweifel an der Glaubhaftigkeit von Opfern ritueller/ritualisierter Gewalt darstellt. Ich stimme der Polizistin sogar zu: Auch ich stehe Aussagen von Hilfsinstitutionen, Therapeut*innen, Journalist*innen, Betroffenen u.a. kritisch gegenüber, in denen behauptet/verbreitet wird, Täter*innen seien überall an machtvollen Stellen, würden alle wichtigen Entscheidungen lenken- und es gäbe im Grunde keine Chance dagegen. Ohne Zweifel glauben und wissen wir, dass vor allem organisierte Täter*innenkreise ihre Macht ausüben können, weil sie an bestimmten Positionen die Fäden in der Hand haben und weil niemand sie daran hindert. Aber dass Strafverfahren von Überlebenden ritueller Gewalt / organisierter Kriminalität immer (! oder ausschließlich!) deshalb scheitern, weil der Täter*innenklüngel dafür sorgt- das halte ich für eine unstimmige Verallgemeinerung und für eine Verschleierung anderer Problematiken, die z.B. eine Dissoziative Identitätsstruktur mit sich bringt.

Ich finde es unverantwortlich und übergriffig, wenn Therapeut*innen oder andere Hilfspersonen Betroffene dazu drängen oder gar unter Druck setzen, Strafanzeige zu erstatten. Und ebenso grenzwertig empfinde ich es, wenn innerhalb einer Therapie (ambulant oder stationär) der Fokus darauf gelegt wird, den/die Betroffene(n) „aussagefähig zu stabilisieren“, oder gar aufdeckend zu arbeiten, so dass das Ziel „Strafverfahren“ näher angepeilt werden kann. Eine Anzeige sollte meiner Meinung nach immer in der alleinigen Entscheidungsmacht der/des Betroffenen stehen und nicht als „erlösendes Licht am Ende des Tunnels“ von Therapeut*innen missbraucht werden, die in ihrer Hilflosigkeit und Ohnmacht nicht wissen, wie sie „das“ aushalten können. Besonders schlimm fände ich es, wenn in bestimmten Helfer*innen-Kreisen es beinahe zur Mode würde, die Erstattung einer Strafanzeige oder die OEG-Beantragung zu „erreichen“. Nach dem Motto: „Nur wer sich so wehrt, wehrt sich richtig.“ Das würde ich für sehr gefährlich halten.

Außerdem finde ich es elementar wichtig, einen realistischen Blick auf das zur Verfügung stehende Aussagematerial zu werfen. Es nützt doch nichts, wenn Helfer*innen die Betroffenen zu einem Gang zur Polizei bestärken und ermutigen, nur weil sie es nicht wagen, klar auszusprechen, dass die Erinnerungen, Daten, Fakten, Details vermutlich nicht für ein Gerichtsverfahren ausreichen werden. Das hat meiner Ansicht nach nichts mit Schonung, Solidarität oder Parteilichkeit zu tun. Jemandem zu zeigen, dass man ihr/ihm glaubt, was sie/er über die erlebte Gewalt erzählt, braucht keine Unterstreichungen und Ausrufezeichen, wenn es ehrlich und authentisch ist.

Die Strafverfolgungsbehörden benötigen nicht nur eine gewisse Aussagetüchtigkeit, sondern auch eine gewisse Aussagequalität. Selbst bei noch so großem Engagement, Zugewandtheit, Kapazitäten, Wissen und Personalstärke können Kriminalbeamte*innen eben nicht aus schwammigen Hinweisen stichfeste Beweise zaubern. In dem Zusammenhang immer wieder auf die Unfähigkeit der Polizei zu schimpfen oder eine Verschwörungstheorie noch weiter auszuschmücken, halte ich für Augenwischerei.

Wir haben mit der vernehmenden Kommissarin großes Glück gehabt. Sie hat versucht, aus unserem gelieferten Vernehmungsmaterial das Beste herauszuholen. Jene Beamten, die unsere Ermittlungsakte nach ihr übernommen haben, waren anders gestrickt, als sie. Es war ihnen egal, ob wir dissoziativ sind, oder nicht. Es war unerheblich, ob wir durch die jahrelange Warterei im Verfahren psychisch belastet (retraumatisiert) wurden, oder nicht. Hätten sie uns vernommen, hätten wir vermutlich nicht mal eine einzige Aussage gut geschafft. Rein menschlich betrachtet wäre es wünschenswert, wenn Polizeibeamte*innen sich mit den Hintergründen der Opfer näher befassen und dann ggf. auch ein Verständnis für eine Dissoziative Identitätsstruktur entwickeln würden. Es geht hierbei ja nicht um die Anzeige eines Handtaschenraubes. Aber verlangen kann man eine solche Haltung nicht automatisch. Und ich finde es unfair und falsch, der Polizei grundsätzlich jedes (!) Scheitern eines Strafverfahrens in die Schuhe zu schieben, ohne dabei auf die eigene Verantwortung (nicht Schuld!) zu schauen. Nicht immer geht es darum, dass „die Polizei nicht will“ oder dass sie „das alles nicht glaubt“, oder sogar „selbst zum Täter*innenkreis gehört“. Nicht immer!

Wenn ich heute auf den Zeitpunkt unserer Strafanzeige schaue, erkenne ich, dass er zu früh gewählt war. Wir waren motiviert durch Helfer*innen, wollten „laut werden“ und uns wehren. Dabei haben wir zu kurz gedacht. Das Aussagematerial, das wir damals liefern konnten, war zwar nicht gerade „dünn“ , würde aber heute weitaus umfangreicher ausfallen und es den Strafverfolgungsbehörden leichter machen, daran anzuknüpfen und damit zu arbeiten. Wenn sie wollten und könnten…

Einen grundsätzlichen Schutz stellt ein Strafverfahren nicht dar. „Sich wehren“ vielleicht schon. Aber so eine Abgrenzung kann viele Gesichter haben. Es muss nicht immer der große Paukenschlag sein, bei dem einem hinterher die Ohren schmerzhaft scheppern, oder der vielleicht einfach ins Leere hallt. Sich von Täter*innen zu distanzieren oder öffentlich zu signalisieren, dass man ein freier, selbstdenkender Mensch ist, kann auch ohne Strafanzeige und OEG-Antrag funktionieren. Und Betroffene müssen niemandem beweisen, dass sie es wirklich ernst meinen.

In der Aufregung, Revolution oder Emanzipation während einer Strafanzeige kann zwischen Helfer*innen und Betroffenen eine Euphorie zu fühlen sein, die verbindet. Ein Machtgefühl. Stärker als die Täter*innen sein. Endlich! Endlich kann man was tun und muss nicht mehr nur zuschauen, wie Gewalt stattfindet.

Aber was passiert danach? Wenn eine Strafanzeige ohne Verurteilung scheitert? Ein OEG-Antrag nach vielen Jahren endgültig abgelehnt wird? Die erste Euphorie längst verpufft ist und zahllose, hart erarbeitete Papierseiten eine im Keller vor sich hin schimmelnde Gerichtsakte füllen? Wo ist die Gemeinsamkeit dann? Wie geht es weiter mit dem „Sich-Wehren“? Die Helfer*innen vom Anfang verarbeiten ihre Enttäuschung vielleicht professionell in einer Supervision (wenn sie denn nach der ganzen Zeit überhaupt noch an der Seite der Betroffenen sind) und wurden möglicherweise schmerzlich desillusioniert. Überlegen sich zukünftig vielleicht lieber zwei Mal, ob sie einer/einem Betroffenen zu einer Anzeige raten, oder nicht. Spüren eventuell, wie ihnen das Wort „Verschwörung“ den Nacken hinauf kriecht und leise flüstert „Täter*innen sind doch überall!“. Ärgern sich über die Unfähigkeit oder Unwilligkeit der Polizei. Oder stumpfen ab.

Und die Betroffenen? Sie stehen da und müssen ihr eigenes Innenleben alleine zusammensammeln. Die Scherben und Fragmente, die dieser harte Kampf hinterlassen hat. Selbst wenn im Außen Menschen sie begleiten. Verarbeiten und aushalten müssen sie es alleine. Und sie müssen sich damit befassen, die Vergangenheit und die Gegenwart irgendwie auseinander zu halten. Es ist nicht wie früher, aber ähnlich: Machtlosigkeit. Lähmung. Ungerechtigkeit. Vielleicht bekommt das ganze sogar noch eine neue, perfide Dimension: Wenn von Seiten der Polizei, Justiz und psychiatrischen Gutachtern zwar „geglaubt“ wurde, was man aussagte- das Material aber nicht ausreichte, um eine Verurteilung herbeizuführen. Noch mal eine neue Form von Ohnmacht. Dass einem nicht geglaubt wird, kennt man ja irgendwie schon. Aber so?

In jedem Fall braucht es nach einem gescheiterten Strafverfahren neue Aussichten und Wege. Neue Formen von Wehrhaftigkeit und Selbst-Schutz. Und es braucht Zeit zur Verarbeitung. Es sind neue Wunden entstanden.

Ich denke, manche solcher belastenden, enttäuschenden, möglicherweise retraumatisierenden Justizverläufe lassen sich vermeiden. Indem man die Möglichkeiten und die Motivation realistisch betrachtet und bewertet, bevor man aktiv wird. Und indem man Zuständigkeiten klar benennt: Was müssen Betroffene leisten und was ist Polizeisache? Wo kann man Verständnis und Hintergrundwissen erwarten und einfordern, und wo geht es einfach nur um klare Fakten und Sachlichkeit? Wo weiß man schon im Vorfeld, dass man vor die Wand laufen wird? Und weshalb will man sich dazu entscheiden, es trotzdem zu probieren? Lohnt es sich wirklich, oder geht es hier um einen Traum… oder hat man etwas in der Hand, das…

für sich selbst verantwortlich sein

Ich wünschte, es wäre mehr Menschen klar, was zwischen den Zeilen mitschwingen kann, wenn sie an die „Eigenverantwortung“ appellieren. Ich wünschte, ihnen wäre bewusst, wie viel da dran hängt- und wie wenig und gleichzeitig viel das alles mit Schuld zu tun hat.

Wenn ich mich um mich selbst kümmern kann, bedeutet das, dass ich meine Grenzen spüren, achten und verteidigen kann. Es bedeutet, dass ich eine Wahrnehmung dafür habe, wann mir etwas zu viel wird und was ich dann brauche, um meine Balance und Stabilität nicht zu verlieren, bzw. sie wiederzufinden. Es heißt, dass ich mich selbst (gut genug) kenne; dass ich einen „inneren Werkzeugkasten“ zur Verfügung habe, aus dem ich mich situativ „bedienen“ kann. Wenn ich selbstfürsorglich bin, habe ich zum Einen Zugang zu mir, meinen Emotionen und Bedürfnissen, zum Anderen zu Möglichkeiten, Skills, Handlungsoptionen.

So in Kontakt mit sich leben zu können, wird manchen Menschen wortwörtlich in die Wiege gelegt; d.h. sie bekommen einen Rahmen dafür, ein Ich-Bewusstsein, Urvertrauen und ein „Selbstwert“-Empfinden zu entwickeln, erfahren Spiegelung, sichere Bindung, Halt, usw.

Gewalt ausgesetzt zu sein und dadurch komplextraumatisiert zu werden, bringt das Gegenteil dessen mit sich: Eine stabile Basis fehlt- im Innern wie im Außen. Ohne sie wird es schwer.

Strukturelle Dissoziation als Überlebensmechanismus- oder besser noch: Anpassungsreaktion- beinhaltet eine innere „Entfremdung“. Der Mensch wächst und entwickelt sich auf einem brüchigen, wackeligen, unsicheren Boden- in eine Welt hinein, die einige Erwartungen an ihn hat. „Wer bin ich eigentlich?“ kann eine Frage sein, die einen permanent begleitet- und zwar weniger gedacht, sondern vielmehr empfunden, auf verschiedene Arten und unterschiedlichen Ebenen.

Was erwachsene Menschen voneinander erwarten, woran sie ein „funktionierendes System“ erkennen, ist mehr oder weniger klar: Es gibt formulierte Regeln, Gesetze, Normen- und welche, die irgendwie „unausgesprochen“ gelten, die aber (scheinbar) trotzdem „jede*r kennt“ und „automatisch befolgt“. Wie man miteinander kommuniziert; was „angemessen“ ist und was nicht; was ein*e Erwachsene*r kennen, können, wissen, wollen, schaffen muss, usw.- all das sollte irgendwie selbsterklärend oder logisch sein- für möglichst alle in einer Gesellschaft… Tatsächlich?

Menschen ohne stabile Basis haben häufig damit zu kämpfen, mit genau diesen „gesellschaftlichen Selbstverständlichkeiten“ klarzukommen: Dabei fühlt es sich teilweise so an, als wäre man immer zu langsam oder zu schnell, zu spät oder zu früh, zu laut oder zu leise, zu nah oder zu weit weg… Immer irgendwie falsch, mittendrin verloren und permanent furchtbar angestrengt.

Was willst du nach der Schule machen. Wie soll es weitergehen. Wohin willst du denn. Was ist dir wichtig. Wie meinst du das. Warum kannst du nicht. Weshalb verstehst du nicht. Was soll das denn.

Eigenverantwortung. Erwachsen sein, groß sein, selbstständig sein, sein Leben in die Hand nehmen, eigene Entscheidungen treffen, Pläne haben und umsetzen, soziale Kontakte pflegen, ein Teil der Gesellschaft sein, etwas beitragen und leisten. Teilhabe?

In Gewaltstrukturen „groß zu werden“ bedeutet, schon seit früher Kindheit „alleine klarkommen müssen“ und schon als Kind „erwachsen“ sein zu müssen. Eigene Bedürfnisse werden im Keim erstickt: Sich reduzieren müssen, immer weiter „schrumpfen“, bis nicht mal mehr Hunger, Durst, Müdigkeit gespürt werden; Schlafentzug aushalten, alle spontanen Gefühlsreaktionen unterdrücken; nicht jammern, weinen, schreien, schluchzen, spucken, husten, pinkeln- immer weiter „verschwinden“ und gleichzeitig hoch angepasst und funktional sein in einem zerstörenden Umfeld. Das passiert in (organisierten) Gewaltstrukturen.

Und später dann? Wie leben Menschen mit einer solchen Biographie denn weiter? Bekommen sie Hilfe- ausreichend, bedarfsgerecht, respektvoll, auf Augenhöhe? Oder geht die Gewalt weiter, im medizinischen, psychiatrischen, therapeutischen, behördlichen, etc. Kontext?

Wie ist das, wenn Betroffene mit einem Fuß im Gestern und mit dem anderen im Heute stehen? Wie kann es möglich sein oder werden, etwas im Innern zu verändern, wenn die Basis nicht (mehr) veränderbar ist und es im aktuellen „Außen“ auch mehr oder weniger heftig „hakt“?

Traumafolgestörungen können so vielfältig aussehen und so verschiedene Symptome mit sich bringen- so wie eben auch die Menschen und ihre Biographien unterschiedlich sind. Nicht alles ist sofort klar erkennbar; nicht jede Einschränkung, Behinderung oder Erkrankung, die traumaassoziiert ist, ist auch als solche (sofort) identifizierbar.

Wenn Menschen selbstzerstörerisch agieren und der Eindruck entsteht, dass sie offensichtlich „nicht gut auf sich aufpassen können“; wenn sie Probleme mit der Impulskontrolle haben oder sich in Abhängigkeiten begeben; wenn sie immer wieder „auffallen“, weil sie ein „unangepasstes Verhalten“ zeigen; wenn sie in toxischen und/oder gewaltvollen Beziehungen verharren, usw.- dann können das Symptome von Komplextrauma sein.

Wenn Eigenverantwortung so definiert wird, dass es eine Leistung ist, die ein Individuum alleine schaffen muss, damit sich sonst niemand um es kümmern muss- und so eine Gesellschaftsverantwortung einfach ausradiert oder negiert wird, dann ist „Eigenverantwortung“ ein menschenunwürdiges Konzept.

Menschen dazu zu befähigen, sich im Leben tragen und halten zu können, Entscheidungen für sich treffen und darin Freiheit spüren zu können- das ist eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung und kein Privatvergnügen.

Wenn du nicht mitmachst, können wir dir nicht helfen. Wenn du dies und jenes bis dahin nicht kannst, fällst du durch. Wenn du wirklich wollen würdest, könntest du auch.

Alles Hilfreiche ist in dir selbst- du musst es nur nutzen.

Ich glaube, es ist gar nicht so selten, dass Gewaltüberlebende solche oder so ähnliche Sätze hören oder fühlen. In verschiedenen „Hilfekontexten“ können sie konfrontiert sein mit einer gewissen Härte und einem Autoritätsgebaren- vor allem dann, wenn „Heilungswege“ (zu) lange dauern, (zu) viele Rückschläge erfolgen, „es stagniert“, Symptomatiken aufflammen oder sich (zu) hartnäckig halten.

Ich unterstelle jenen, die diese Aussagen vermitteln, noch nicht mal immer Herzlosigkeit, Unprofessionalität, Arroganz oder Machtprobleme- vielleicht liegt auch manchmal einfach eine Mitgefühlsermüdigung vor, oder Verzweiflung aufgrund mangelnder Distanz, oder eine Fehleinschätzung dessen, was das Gegenüber als „Ermutigung“ empfinden könnte, o.a.

Vielleicht will manchmal eigentlich ausgedrückt werden, dass man an die Stärke/Kraft im Innern des/der Überlebenden glaubt- und daran, dass sie/er in der Lage ist (oder sein könnte), eigenes Wissen und eigene Ressourcen für sich zu nutzen.

Leider kommen aber meiner Erfahrung nach eher Ohrfeigen an, statt Schulterklopfen- in Kombination mit dem Eigenverantwortungsarschtritt.

Eine Ahnung, ein Gefühl oder sogar ein Wissen dazu zu haben, dass Antworten in einem selbst liegen, dass es eine „innere Weisheit“ gibt- das kann energetisieren, motivieren, stärken, erleichtern. Betroffene können Selbstwirksamkeit erleben. Wenn Bezugspersonen klar in ihren Grenzen sind, mit Respekt und Wohlwollen im Kontakt sind und bleiben, können sich auch aus einer instabilen Basis viel Gutes und viel Autonomie entwickeln.

Der Knackpunkt ist, dass Betroffene eben nicht immer auf das zugreifen können, was hilft. Wenn ihnen bewusst ist, dass „die Lösung in ihnen liegt“, und wenn ihnen das von außen auch noch immer wieder auf´s Brot geschmiert wird- dann fühlt es sich furchtbar und beschämend und absolut lähmend an. Dann können da noch so viele Ressourcen, Skills und „Weisheitspunkte“ im System vorhanden sein- wie schrecklich ist es, zu spüren, dass man sie nicht erreichen, nicht verwenden kann?! Wie erniedrigend ist es, wenn andere das aber erwarten und voraussetzen?

Und ja, natürlich gibt es sie, die manipulativen Aktionen, die Drama-Inszenierungen, die mehr oder weniger lauten Hilfe-Rufe, die (Gegen-)Übertragungskatastrophen und das „im-Sumpf-versacken“. Und ja, es gibt auch die Momente, wo der Eindruck entsteht, jemand hätte sich in seinem Leid häuslich eingerichtet und WILL gar nicht raus.

Geht es da tatsächlich um das Wollen oder eher um das Können? Was hilft den Betroffenen an diesem Punkt wirklich?

Klar ist, dass es in Hilfekontexten Grenzen braucht- und vielleicht sehen die manchmal auch so aus, dass ein Arbeitsbündnis oder „Hilfevertrag“ beendet wird. Manchmal geht nur noch „Loslassen“, wenn eine Dynamik zu zerstörerisch, „vertrackt“ oder explosiv geworden ist.

Was aber ist mit dem „Davor“? Wie viele Schritte gab es bis zu dem „nichts geht mehr“-Zeitpunkt? Wie sah der Prozess dieser Spirale aus, die dazu führt, dass sich nichts (und niemand) mehr (weiter-)bewegen kann?

Wie wird „Eigenverantwortung“ eigentlich definiert? Welche Haltung steht dahinter? Was sage oder höre ich zwischen den Zeilen? Wer nimmt welche Fähigkeiten als gegeben an- und wurde das überhaupt mal verifiziert? Gibt es einen gemeinsamen Fokus, gemeinsame Ziele, einen roten Faden?

Die Entscheidung treffen zu können, mit sich selbst achtsam und liebevoll umzugehen und das mit aller Konsequenz- diese Entscheidung wird nicht erleichtert durch (angedrohte) Sanktionen oder rabiate Beziehungsabbrüche. Diese führen höchstens zu einer erneuten, gewünschten Anpassungsleistung. Und dann? Dann steckt unter dem Mantel der vermeintlich erlernten „Eigenverantwortungsübernahme“ einfach nur eine simple „Traumaantwort“.

Schuldzuweisungen und -verschiebungen sind ein Teil von Gewalttraumatisierungen. Als Kind erleben viele Betroffene, dass ihnen Schuld zugewiesen wird: Für das, was passiert oder nicht passiert, oder dafür, wer sich wann wie warum verhält, u.a. Wer trägt wofür „Verantwortung“?

„Das Verb verantworten entstammt dem mittelhochdeutschen verantwürten mit der ursprünglichen Bedeutung sich als Angeklagter vor Gericht verteidigen.“ (Quelle: Wikipedia)

Die Grenze zwischen „Verantwortung“ und „Schuld“ kann hauchdünn sein. Deshalb ist es so wichtig, heute genau darauf zu achten, diese beiden Begriffe zu entkoppeln.

Es ist nicht die Schuld der Betroffenen, dass ihr „Schuld-Ohr“ so aufmerksam zuhört und ihr traumatisiertes Gehirn entsprechend „trauma-logisch“ verwertet und reagiert. Wenn sie Unterstützung dabei bekommen, diese inneren Vorgänge verstehen, reflektieren und selbst Einfluss darauf nehmen zu können, erst DANN kann man das Ganze als „ihre Verantwortung“ bezeichnen.

Und es ist nicht die Schuld der Helfer*innen, wenn ihre Worte oder Aktionen traumaassoziierte Vorgänge in den Betroffenen aktivieren. Aber es liegt in ihrer Verantwortung, sich Wissen darüber anzueignen, ihre Arbeit zu reflektieren und ihre eigene(n) Haltung(en) zu überprüfen.

Ich probiere es/mich aus. Es gibt verschiedene Möglichkeiten. Ich darf Fehler machen. Ich darf mir Zeit lassen. Jede Antwort ist okay. Gestern war es so, heute ist es anders, morgen vielleicht auch. Nichts ist in Stein gemeißelt. Es geht um mich.

Das ist Freiheit.

Die Basis, die wir brauchen.

Die Freiheit, sich (weiter) zu entwickeln

1999:

Wir besitzen kein Handy, nutzen noch Faxgeräte und das „Internet“ ist ein Fremdwort für uns. Wir studieren an einer Fachhochschule Sozialpädagogik, lesen dafür Bücher aus Bibliotheken und verwenden Overhead-Projektoren bei Referaten.

Wir bilden uns über das, was in Deutschland an Literatur verfügbar ist.

Während eines Klinikaufenthaltes erhalten wir die Diagnosen „posttraumatische Belastungsstörung“ und „multiple Persönlichkeitsstörung“.

Und dann?

Damals wurden wir mit diesen beiden Diagnosen und dem Angebot, in einem Jahr wiederkommen zu können, aus der Klinik nach Hause (d.h. in unsere Studentenbude) entlassen. Glücklicherweise hatten wir eine ambulante Psychotherapeutin, die mit uns zusammen darauf schauen konnte, was wir jetzt mit den Infos anfangen würden, bzw. was das konkret für unser Leben, unseren Alltag bedeutete. Für sie waren die Diagnosen keine Überraschung, sie hatte bereits die Vermutung gehabt, als wir in die Klinik gingen. Für uns war vor allem die Begrifflichkeit des „Multipel-Seins“ zum Einen ein großer Schreck, zum Anderen eine große Erleichterung. Manche von uns hatten schon länger ein Bewusstsein dafür, dass wir Viele sind; andere von uns waren für dieses Wissen (inklusive der Hintergründe) amnestisch und innerlich abgeschirmt.

Die Symptome, wegen derer wir überhaupt in die Klinik gegangen waren, konnten wir schon seit unserer Jugend als Traumafolgeerleben rahmen. Dass wir familiäre, sexualisierte Gewalt erlebt hatten, war klar. Welches Ausmaß und welchen weiteren Kontext sie hatte, konnten wir erst nach und nach erinnern und verstehen. Dieser Erkenntnisprozess war sehr schmerzhaft, beängstigend, verwirrend, belastend, oft überfordernd- und er war absolut nötig, um uns langfristig in Sicherheit bringen zu können. Hätten wir damals keine Unterstützung gehabt, wäre dieser innere Prozess vermutlich abgebrochen (oder gar nicht erst in Gang gekommen)- mit der Konsequenz, dass wir in Gewaltstrukturen geblieben wären, die wir gleichzeitig dissoziierten.

Ein Jahr nach dem ersten Klinikaufenthalt schloss sich ein zweiter an, als sogenannte Intervallbehandlung. Unsere Symptomatik hatte sich in den 12 Monaten verändert: Wir hatten mehr dissoziatives Erleben, mehr Chaos, mehr Flashbacks, mehr Leid und Stress in unserem Alltag- und gleichzeitig mehr Klarheit. Unsere ambulante Psychotherapeutin begleitete uns durch diverse große und mittelgroße Krisen und nebenbei hangelten wir uns durch´s Studium. Wir lernten uns innerlich besser kennen, es wurde sicht- und spürbar, wie wir strukturiert sind- und das lief nicht fein säuberlich, gesittet und sortiert ab, sondern durcheinander, brüchig und dramatisch. DASS wir Viele sind, war nicht die Frage- sondern WIE wir Viele sind und WARUM- darum ging es. Wir bekamen erstmals überhaupt eine Wahrnehmung dazu, wie viel Leidensdruck in uns, in diesem einen Körper, vorhanden ist und arbeiteten daran, herauszufinden, woher er kommt und wie man ihn reduzieren könnte.

Fachliteratur und Selbsthilfeliteratur gab es damals auch schon- und natürlich schauten wir (und auch unsere ambulante Therapeutin), ob wir etwas Nützliches für uns finden konnten. Wir hatten den Wunsch, uns zu verstehen, bzw. verstanden zu werden und wir brauchten dringend Hoffnung: Wie kann man (trotzdem) weiterleben? Sind wir die Einzigen, denen es „so“ geht?

Der zweite Klinikaufenthalt endete mit noch mehr Chaos, als der erste: Wir hatten begriffen und innerhalb unseres Systems kommuniziert, dass die Gewalt noch nicht vorbei war. Was für eine katastrophale und gleichzeitig lebenswichtige Erkenntnis!

2000-2002:

Was ist das, was wir da erinnern? Wie können wir beschreiben, was wir erlebt haben? Wir brauchen Hilfe und wir haben Angst, dass man uns nicht glaubt. Wir schwanken zwischen „hinschauen wollen und müssen“ und „auf keinen Fall erkennen dürfen“.

Unsere Erinnerungen sind fragmentiert. Manche innere Bilder verändern sich im Laufe der Zeit, manche Details passen nicht zusammen, Vieles ist unklar. Aber die Basis bleibt: Die Gewalt hat einen größeren Rahmen, sie ist organisiert.

Einzelne Aspekte bekommen eine besondere Bedeutung: Da war etwas mit „satanistischem“ Bezug. Da war etwas, zu dem das Wort „Kult“ passen könnte.

Wir ringen nach Worten.

Wir schauen, wo und wie andere Menschen Worte finden. Manches kommt uns bekannt vor und wir sind froh, dass wir Begriffe übernehmen können und uns so besser ausdrücken zu können. Manches passt für uns nicht- und nicht alles davon können wir sofort zur Seite schieben. Manches braucht auch Zeit, um innerlich hin und her bewegt, überprüft und dann wieder von sich distanziert zu werden.

Und jetzt?

Heute heißt es nicht mehr „multiple Persönlichkeitsstörung“, sondern „Dissoziative Identitätsstruktur“. In den letzten Jahrzehnten hat sich so viel im Bereich der Traumaforschung entwickelt, es gibt neue Erkenntnisse, neue Erfahrungen und Behandlungsansätze. Alte Überzeugungen wurden zum Teil revidiert, angepasst, ergänzt.

Fach- und Selbsthilfepublikationen gibt’s inzwischen auf verschiedenen Kanälen, nicht mehr nur auf Papier. Betroffene organisieren und äußern sich selbstvertretend.

Wie gut, dass Bewegung und Veränderung stattfinden!

Wir nutzen inzwischen andere Beschreibungen als früher für das, was wir erlebt haben und erleben. Das ist das Ergebnis jahrzehntelanger innerer Arbeit und Reflexion- und hat sehr viel Mut, Kraft und Durchhaltevermögen gebraucht. Zum Beispiel bezeichnen wir unsere Gewalterfahrungen nicht mehr als „rituell“, sondern vorwiegend als „organisiert sexualisiert“ und den Täter*innenkreis nicht mehr als „Kult“, sondern als „Gruppierung“.

Das Erinnerungsmaterial, was uns heute zur Verfügung steht, ist sortierter, umfangreicher, nachvollziehbarer, als jene Bruchstücke von vor 26 Jahren. Das, was wir damals zum Beispiel in einen „satanistischen“ Kontext brachten, können wir heute differenzierter betrachten: Täter*innen haben ritualisierte Abläufe genutzt, besondere Effekte entstehen lassen, bewusst getäuscht und verwirrt- und nicht zuletzt auch mit besonders ausgestatteten „Kulissen“ einen bestimmten Kund*innenstamm bedient.

„Rituelle Gewalt“ ist inzwischen ein Begriff, an dem sich wortwörtlich die Geister scheiden. Wie viel Energie an verschiedenen Stellen immer noch und immer wieder dafür verwendet wird, hier die Grundsatzfrage der Glaubhaftigkeit von Betroffenenberichten durchzukauen, bzw. die Existenz grundsätzlich anzuzweifeln, statt den Fokus auf eine Weiterentwicklung zu richten, wundert und frustriert uns.

Hätten wir uns in unserem eigenen Prozess derart gesperrt, uns Änderungen in unseren Haltungen oder Einschätzungen versagt, uns darauf festgenagelt, dass „wer A sagt, nicht in zehn, zwanzig Jahren B sagen darf“- dann wären wir schlicht und einfach verreckt. Vielleicht ganz real körperlich, vielleicht auch auf der psychischen, emotionalen Ebene. Es gäbe uns jedenfalls heute sicher nicht so, wie wir jetzt sind.

Wer hätte davon etwas gehabt?

Die Freiheit

Es ist so spannend, was und wer einem auf dem Weg begegnet. Innerlich und äußerlich. Da sind Menschen, mit denen man in Resonanz gehen kann; mit denen man auf einer Wellenlänge ist, vielleicht kurz, vielleicht auch länger; mit denen man streitet und diskutiert; an denen man sich reibt oder auch eine Weile abarbeitet, bis man loslassen kann. Da sind Theorien, die eine Zeit lang passen und sich dann widerlegen lassen. Da sind Erfahrungen, die etwas in einem „zurechtruckeln“. Da sind diverse Blicke in den Spiegel, die mehr oder weniger weh tun, trösten, versöhnen, irritieren, spalten, verbinden.

All das kann man nur erleben, wenn man sich die Freiheit dafür gestattet und nimmt.

Wenn man bleibt, wo und wie man ist – weil man (vermeintlich?) muss oder nicht anders kann, oder weil es irgendwie so schön bequem ist- dann bleibt man „auf der Strecke“.

Die Freiheit, sich bewegen und entwickeln zu können und zu dürfen, müssen sich Gewaltbetroffene (egal, aus welchem Kontext) innerlich und äußerlich hart erkämpfen.

Helfer*innen, die es vielleicht leichter damit haben, weil sie mit einer anderen Basis, anderen Privilegien ausgestattet sind, können viel dazu beitragen, dass Betroffene eben diese Bewegungs- und Entwicklungsmöglichkeiten wahrnehmen können.

Fachleute oder auch Medienvertreter*innen, die über einen gewissen Status verfügen, ggf. auch eine besondere Reichweite haben, gehört und gelesen werden (aber auch jene, die noch nicht so etabliert sind), könnten und sollten dies auch für entsprechende öffentliche Statements nutzen:

Wie ist der aktuelle Stand der Dinge in der Traumaforschung?

Welche Begrifflichkeiten wurden/werden weshalb angepasst?

Wie steht man zu Veröffentlichungen und einzelnen Inhalten von vor 20, 30 Jahren- und warum sieht man heute ggf. etwas anders?

Welche Erkenntnisse wurden wodurch gewonnen?

Welche Zukunftspläne und Möglichkeiten, Betroffenen zu helfen, existieren- und was (wer) steht dem ggf. noch im Weg?

Und so weiter, und so fort.

Wir wünschen uns sehr, dass „es“ weiter-gehen darf.

Die Freiheit darf nicht unter dem Mantel der Gewohnheit ersticken.