Kontaktpunkte

Hula Hoop für die traumatisierte Mitte

Seit einigen Wochen freunden wir uns mit einem großen, grün-schwarz gestreiften Hula Hoop-Reifen an. Man sollte meinen, es dürfte nicht so kompliziert sein, nach einer Weile buchstäblich den Dreh raus zu haben und den Reifen oben halten zu können. Stellt jedoch der Bauch-Hüftbereich das Epizentrum eingefrorener Traumaenergie dar, sieht die Situation anders aus.

Wir haben folgende Erkenntnisse gewonnen:

1.) Ein großer Reifen ist leichter zu händeln, weil die Körperbewegungen dann langsamer sein können. Allzu schwer darf er jedoch nicht sein, dann verursacht er nämlich blaue Flecken.

2.) Hula Hoop klappt am besten, je weniger Kleidung die Haut bedeckt. Im Klartext: Mindestens bauchfrei und barfuß. Die Körperwahrnehmung ist dann intensiver, die Berührungspunkte des Reifens auf der Haut sind deutlicher spürbar.

3.) Ohne Musik geht nichts. Weiterlesen

Hilfe, Helfer*innen, Hürden und Hoffnung

Ich denke, die Gefahr, im Helfen-Wollen hilflos (gemacht) zu werden, ist groß. Es gibt viele Fallstricke in einem unterstützenden Kontakt, und zwar auf beiden Seiten. Für die/den Betroffene(n) liegen die ersten Stolpersteine bereits in der Wahrnehmung der eigenen Bedürftigkeit- allein das erfordert schon eine Menge Reflektionsbereitschaft und innere „Ein-Sicht“. Wenn dann der Weg fortgeführt wird, von der Suche nach einer passenden Hilfsperson (ggf. jahrelang) über ein vorsichtiges Herantasten, zum näheren Kennenlernen, bis zu einem stabilen Arbeitsbündnis, sind so viele innere und äußere Hürden zu überwinden, dass einem schon mal die Puste und die Motivation ausgehen können.

Innerhalb eines therapeutischen oder anderweitig unterstützenden Kontaktes leisten Betroffene immer wieder mindestens Vertrauens-Vorschussarbeit. Wenn es richtig gut läuft, wachsen sie über sich selbst und die eigenen Ängste und Erfahrungen hinaus und gehen eine Verbindung ein, die hält. Sie tragen ihren Teil dazu bei, eine Beziehung zu einem Menschen aufrecht zu erhalten (auch während Kontaktpausen) und zu festigen- und dabei ist es nicht so wichtig, ob es sich um eine professionelle oder eine private Beziehung handelt. Es geht darum, am Ball zu bleiben, in Kommunikation zu sein, präsent und authentisch. Miteinander in Resonanz zu gehen. So etwas funktioniert meiner Ansicht nach nur, wenn die Helfer*innenseite auch bereit ist, diese menschliche Beziehungsebene wahrzunehmen, wertzuschätzen und zuzulassen. Ohne dabei ihre Grenzen zu verlieren. Ein Kunststück ist das, wenn es gelingt. Von beiden Seiten. Weiterlesen

Yoga und Traumaheilung

Wir haben eine ganze Zeit lang in einer Frauengruppe Yoga gemacht und nutzen einzelne Übungen heute immer noch für uns alleine, z.B. um Schmerzzustände oder Symptome von Körpererinnerungen besser bewältigen zu können, Verkrampfungen zu lösen, oder unseren Atemrhythmus zu regulieren/beruhigen.

Hier möchten wir unsere Yoga-Erfahrungen besonders im Zusammenhang mit Traumaheilung näher schildern.

Aufmerksamkeit/Bewusstheit:

Yoga bedeutet für uns vor allem ständige Bewusstheit und eine notwendige Fokussierung auf das Hier und Jetzt. Alle Übungen, jede Bewegung, jeden Moment versuchen wir, aufmerksam wahrzunehmen- was für uns schon eine schwierige Aufgabe sein kann. Deshalb beschäftigen wir uns eben nur so lange mit Yogaübungen, wie unsere Aufmerksamkeit es zulässt. Wenn wir merken, dass es uns nicht mehr gelingt, uns auf das, was wir tun, zu fokussieren, hören wir kurz damit auf, machen etwas ganz anderes (z.B. das Fenster öffnen, eine Runde durch den Raum gehen, Socken an- oder ausziehen, Augen öffnen oder schließen, hüpfen, mit den Armen schlenkern, usw.). Dann kehren wir zurück zum ursprünglichen Tun, probieren es noch mal neu- und beenden die Yoga-Einheit im Zweifelsfall ganz, bzw. verschieben sie auf einen späteren Zeitpunkt.

Jede körperorientierte „Heilungsarbeit“ kann belastende Gefühle auslösen, Dissoziationen hervorrufen und uns in Anspannung bringen- wenn wir das wahrnehmen, versuchen wir, uns dafür nicht zu verurteilen, sondern die Situation einfach zu realisieren und dann zu schauen, was uns helfen kann, eine positive Veränderung herbeizuführen. Weiterlesen

Das Mitgefühl halten

Wie ist das, wenn Therapeut*innen, Freund*innen, Partner*innen, u.a. Menschen mit schweren Traumafolgestörungen über viele Jahre oder Jahrzehnte begleiten?

Ohne Ein- und Mitfühlungsvermögen wird wohl keine stabile Beziehung aufgebaut und gehalten werden können. Das Gegenüber muss bereit sein, sich auf die Erlebens- und Wahrnehmungsrealität(en) des Anderen einzulassen und dabei auch in gewisser Weise mitzuschwingen. Auch in Krisen und Notfallsituationen „da“ zu sein bedeutet, Schmerz, Angst und andere heftige und belastende Emotionen wahrzunehmen, mit auszuhalten und oftmals nichts „Auflösendes“ tun zu können.

Das Leben mit Traumafolgen ist eine Berg- und Talfahrt, häufig und über weite Strecken mit mehr und sehr tiefen Tälern als Bergen. Wenn jemand dieses Leben (ein Stück weit) mitgeht, sei es in professionell helfender Position (z.B. Sozialarbeiter*innen, Therapeut*innen, Ärzte*innen, Familienhelfer*innen, o.a.) oder in privat begleitender Position (Freund*innen, Partner*innen, Angehörige, o.a.), erlebt man die Berg- und Talfahrt mehr oder weniger hautnah mit. Selbst wenn sich der betroffene Mensch nach Kräften bemüht, nichts von seinem Leid, seinen Ängsten und Krisen nach außen sichtbar werden zu lassen, hat er/sie möglicherweise trotzdem Menschen in seinem Umfeld, die etwas mitfühlen können (und wollen!). Weiterlesen