„… ganz nützlich. Wenn´s zu viel wird, wechseln wir uns ab. So denken doch manche Leute über DIS, oder? Ist ja auch Konfliktprävention, wenn Streit in der Luft liegt, kommt einfach jemand Unbeteiligtes und deeskaliert. Haha, wenn´s mal so einfach wäre! Und das Gegenüber wird nicht überfordert, solange wir einfach nur unter der Tarnkappe vor uns hin switchen. Ist das jetzt wunderbar plakativ formuliert?“
„… bereichernd. Man knüpft einzelne Verbindungen, das Gegenüber kann einen ganzen Freundeskreis geschenkt bekommen. Man kann viel Spaß zusammen haben und viel Berührendes erleben. Und man lernt Toleranz, Geduld, Herzöffnung, Mutigsein und sowas alles. Also, beide Seiten lernen das.“
„… für mich überhaupt kein Thema. Es spielt keine Rolle, weil es selten bemerkt wird. Wir regeln uns selbst und müssen nichts davon nach außen kommunizieren. Ich kann nur Kontakte aushalten, in denen die DIS nicht geoutet ist.“
„… eine Behinderung. Meistens kommt das Gegenüber auf Dauer nicht mit uns klar, oder nur mit einer Handvoll unkomplizierter, netter, sozialkompatibler Innenpersonen. Wir müssen uns immer verstecken, wenn wir Beziehungen halten wollen. Sobald man mehr von uns mitbekommt, gehen Kontakte kaputt. Ab einem bestimmten Punkt werden wir zu viel.“
„… nicht das Problem. Es ist die Gewalt im Hintergrund, die unser Gegenüber nicht realisieren und mit uns in Verbindung bringen kann oder will. Unsere Biographie ist die Bruchstelle in Kontakten.“
„… oft so ein Faszinationsding. Sobald das Thema auf den Tisch kommt, gibt´s nichts anderes mehr daneben. Dann sind wir nur noch die Vielen. Sonst nichts. Was soll das?“
„… unser persönlicher Pausenknopf.“
„… eine Erklärung dafür, warum manches so krass irritiert.“
„… unser verletzlichster, wundester Punkt.“
„… gut versteckt.“
„… das langweiligste Thema, was es im Gespräch geben kann.“
„… unsere unverzichtbare Rettung vor dem Overload.“
„… Ursache und Wirkung zugleich, was Auseinandersetzungen, Ängste, Dynamiken angeht.“
„… für mich oft mit der Frage verbunden, ob es so gut oder so schlecht miteinander läuft, obwohl oder gerade weil eine DIS vorliegt.“
„… eben nur ein Teil von etwas.“
„… ein Grund dafür, warum es so lange dauert, Vertrauen zu spüren und zu festigen und warum Bindung so fragil ist.“
„… häufig ein Punkt, an dem ich mich absolut unverstanden und ungesehen fühle.“
„… oft damit verbunden, dass ich mich vergessen fühle, weil andere Innenpersonen mehr im Außen aktiv und erkennbar sind als ich.“
„…“
Und wie ist das für Dich/Euch?
…für mich ganz persönlich: das Vielesein ist ja das Einzige, was ich kenne, das ist nicht das Problem. Das Schwierige ist für mich, mich zu trauen, selbst mit Menschen zu sprechen. Das geht nur, wenn in dem Kontakt mit der Person schon Vertrauen aufgebaut wurde, und selbst dann ist es erst mal schwer und erfordert Mut. Wenn es dann geht, ist es halt ganz normal. Ich finde es schön, wenn uns jemand gut kennt und ich ganz selbstverständlich erzählen kann, was der-und-der aus unserem System gestern so gemacht hat. Mit Menschen, die uns nicht gut kennen, rede ich halt selber nicht und das möchte ich auch nicht. Wenn es doch mal sein muss, weil ich z.B. die Nachbarn im Hausflur treffe, übernimmt aber eh eine „Maske“ und ich kann mich plötzlich anders ausdrücken. Aber authentisch ist da dann nichts mehr.