Zum 8.März

©PaulaRabe

Vor 20 Jahren erstatteten wir Strafanzeige gegen Täter*innen aus der organisierten Gruppierung, in der wir bis zum jungen Erwachsenenalter sexualisierte u.a. Gewalt erlebt haben. Zeitgleich beantragten wir auch Leistungen nach dem Opferentschädigungsgesetz.

12 Jahre später hatten die Ermittlungen nichts ergeben, was für einen Gerichtsprozess gereicht hätte – das Verfahren wurde eingestellt und unsere Klage bzgl. des OEG wurde abgewiesen.

In dieser langen Verfahrenszeit waren wir unter anderem auch retraumatisierenden Begutachtungen und Befragungen ausgesetzt; mussten um Finanzierungshilfen für anwaltliche Begleitung u.a. kämpfen; waren wir zeitweise therapeutisch und medizinisch unterversorgt, usw.

Es gab keine ausreichenden Schutzeinrichtungen.

Eine öffentlich-rechtliche Namensänderung und ein Flucht-Umzug blieben nur wenige Wochen “geheim“- so lange, bis eine Amtsmitarbeiterin unsere neuen Daten einem Haupttäter am Telefon verriet.

Damals waren möglicherweise noch nicht so viel Wissen, Erfahrung und Bewusstsein bzgl. organisierter sexualisierter Gewalt bei Verantwortlichen vorhanden.

Heute liegen der Justiz, Politik, Psychotraumatologie, u.a. mehr Erkenntnisse vor, wodurch Opfern solcher Gewaltdelikte kompetenter geholfen werden könnte.

Trotzdem würde ich auch im Jahr 2023 Überlebenden organisierter oder ritueller/ritualisierter Gewalt immer noch nicht zu einer Strafanzeige oder einem OEG-Antrag raten.

Weil strukturelle Gewalt immer noch existiert.

Weil Täter*innen und ihre Lobby immer noch machtvoll agieren.

Weil die Erfolgsaussichten solcher Verfahren sehr gering und die “gesundheitsgefährdenden Risiken“ für die Betroffenen enorm hoch, bzw. sehr wahrscheinlich sind (und keine ausreichende therapeutische Versorgung währenddessen und danach gewährleistet ist!).

Es braucht einen strukturellen Wandel!

In diesem Sinne: Denkt daran, auch und besonders heute am “feministischen Kampftag“!

Du und wir und die Grenzen darin

Liebe*r Freund*in, Partner*in, Bekannte*r, Unterstützende*r, Herzmensch,

ich kenne Dich nicht, aber ich weiß, dass es Dich gibt. Du bist Eine*r von jenen Personen, die an der Seite eines Viele-Systems sind, mit ihm/ihr leben und/oder wohnen und/oder arbeiten. Jemand, der/die sich als an- oder zugehörig bezeichnet oder als „Helfer*in“. Oder auch anders.

Ich schreibe Dir, ohne Dich zu kennen, aber mit Erfahrungen und Vorstellungen aus dem eigenen Leben und eigenen Kontakten.

Ich möchte Dir etwas ganz Grundsätzliches sagen:

Deine Grenzen sind wichtig!

Vielleicht denkst Du, dass das doch eigentlich klar sein und gar nicht mehr betont werden müsste. Und vielleicht erlebst Du aber gleichzeitig, dass es sich immer wieder auch anders anfühlt. Theorie und Praxis können auseinanderdriften.

In jedem Kontakt zwischen Menschen sind Grenzen wichtig- egal, welche Hintergründe vorliegen. Es ist kein Alleinstellungsmerkmal einer Beziehung zwischen Vielen und sogenannten „Unos“, dass Grenzen Herausforderungen darstellen. Aber es kann ein besonderes Dauerthema sein, das Aufmerksamkeit und viel Kommunikation braucht- als ein Aspekt von „Leben mit Gewalttraumafolgen“.

Ich weiß nicht, welche Beziehungsform Euch beide/alle konkret verbindet; was es bedeutet, dass Du „an der Seite der Vielen bist“; wie Deine eigene Biographie aussah/aussieht; wie ihr miteinander kommuniziert und ob Du mit anderen vernetzt bist. Ich weiß nicht, ob es einen Arbeitsauftrag für Dich gibt; ob Du mit Deiner Begleitung Geld verdienst und inwiefern Du professionell ausgebildet bist. Natürlich macht es Unterschiede, ob Eure Beziehung privater oder beruflicher Natur ist. Möglicherweise sind Grenzen einfach dadurch schon genau definiert und klar, weil Deine Rolle therapeutisch, sozialarbeiterisch, o.a. ist. Eventuell erlebst Du darin aber auch eine Schwammigkeit oder etwas „Fließendes“ und bist manchmal unsicher- oder allein auf weiter Flur zwischen diversen Kolleg*innen, die es „anders machen würden“.

Ich möchte Dir hier einen Satz schreiben: Du hast das Recht, Dich im Kontakt, in Beziehung mit einem Vielesystem genervt, gestresst, verletzt, enttäuscht, erschöpft, mutlos, frustriert zu fühlen. Egal, wer Du bist und welche Position Du in der Beziehung hast: Du hast das Recht auf diese Empfindungen! Du bist wichtig in diesem Kontakt. Mit Deinen Grenzen und Bedürfnissen. Egal, ob Du Freund*in oder Therapeut*in bist.

Der Unterschied zwischen privaten und beruflichen Beziehungen liegt meiner Ansicht nach vor allem im Umgang mit etwas. Wenn sich ein*e professionelle*r Helfer*in so fühlt wie oben beschrieben, braucht es eine andere Art der inneren Auseinandersetzung und Konsequenz, als wenn es sich auf eine*n An-/Zugehörige*n bezieht. Und auch die Kommunikation darüber miteinander unterscheidet sich.

Eine Beziehung ist meiner Meinung nach trotzdem keine Einbahnstraße- auch nicht, wenn es eine therapeutische Beziehung ist. Beide/alle Beteiligten sind wichtig.

Ich habe darüber nachgedacht, was Dich beschäftigen, belasten und herausfordern könnte- und worüber Du vielleicht gar nicht so oft und offen sprechen kannst. Weil es kein Gegenüber gibt, dass Deine Erfahrungen nachvollziehen oder verstehen könnte, oder weil Du Hemmungen hast, Dich damit zu zeigen. Oder aus anderen Gründen.

Wie ist das für Dich, zu erleben, dass Du die Vielen nicht retten konntest und kannst? Wie fühlst Du Dich damit?

Wie ist das für Dich, wenn Du Rückschläge, Blockaden, Lähmungen, Selbstverletzungen miterlebst? Gestattest Du Dir Ungeduld, Verständnislosigkeit, Wut?

Wie ist das für Dich, wenn es im Zusammenhang mit der DIS Störungen im Alltag gibt; wenn zur falschen Zeit die „falschen/unpassenden Innenpersonen“ da sind? Wenn Pläne platzen, Vorhaben nicht umgesetzt werden können? Hast Du immer Mitgefühl und denkst „Sie können ja nichts dafür!“, oder erlaubst Du Dir eigene Enttäuschung, Frust und Ansprüche?

Wie ist das für Dich, wenn Du Innenkinder versorgst oder versorgen musst, weil keine erwachsene Person erreichbar ist? Wenn es Hilflosigkeitssituationen gibt, in denen Du dringend gebraucht wirst? Denkst, fühlst oder sagst Du manchmal „Ich kann jetzt nicht!“, oder „Ich habe gerade keine Lust!“?

Wie ist das für Dich, wenn in der Öffentlichkeit etwas passiert, das mit Kontrollverlust und „Auffälligkeit“ in Verbindung steht? Kennst Du so etwas wie „Fremdscham“ oder „Peinlichkeit“, oder bist Du davon distanziert?

Wie ist das für Dich, Sorge, Angst oder Panik um die Vielen zu fühlen? Wenn Deine Gedanken ständig bei ihnen sind? Wenn eine Krise die nächste ablöst, es gar nicht „besser“ oder „leichter“ zu werden scheint und der Adrenalinspiegel nie zur Ruhe kommen kann? Schaffst Du es, trotzdem noch gut zu schlafen, zu essen, zu entspannen, für Deine (Grund-)Bedürfnisse zu sorgen und zu lachen? Bist Du so nah dran, dass das nicht mehr geht?

Wie ist das für Dich, eine Beziehung zu einem Vielesystem zu haben und das eigentlich ganz normal zu finden- Deine anderen sozialen Kontakte sehen das aber nicht so? Wie ist das, sich „irgendwie alleine“ damit zu fühlen? Wie ist das, sich rechtfertigen zu müssen oder bemitleidet zu werden, weil die Beziehung von anderen als „Last“ angesehen wird?

Wie ist das für Dich, jemanden, der/die Viele ist, zu lieben, zu mögen, zu begleiten? Mit ihnen zu gehen durch Krisen, Probleme, Achterbahnfahrten, Glück, Freude- und zu spüren, wie viel Euch verbindet? Fühlen sich Grenzen zwischen Euch manchmal viel zu kompliziert oder sogar unnötig und anstrengend an? Hast Du Angst vor Verlust von etwas sehr Fragilem?

Ich schreibe Dir, weil ich an Dich denke. An Deine Identität:

Wer und was bist Du, außer „der/die an der Seite von Vielen“?

Wo fängst Du an und wo hörst Du auf?

Wie schön, dass es Dich gibt!

Viele freundliche Grüße von Einer von Vielen

Wir und Du und das Private darin

Vielleicht muss das einfach mal laut gesagt werden:

Systemstrukturen, -dynamiken und -beweggründe sind Privateigentum des jeweiligen Viele-Menschen.

Oder?!

Wer gerade vorne ist, warum wer was wann wie (nicht) kann/tut, wer in wessen Nähe ist, wer was nicht (mehr) weiß, wie was funktioniert- all das muss nicht mitgeteilt werden.

Auch nicht in einer intensiven zwischenmenschlichen (Arbeits-)Beziehung.

Wenn darüber kommuniziert werden kann und darf, stellt das eine besondere Nähe und Verletzbarkeit her, auf die zu keinem Zeitpunkt ein Anspruchsrecht “für immer und ewig“ besteht.

Wenn Dir ein Vielesystem erlaubt, einzelne Innenpersonen gezielt anzusprechen; wenn es verschiedene, personenabhängige Beziehungen geben darf; wenn die Vielen sich jeweils auf den Kontakt zu Dir einlassen und Dir ermöglichen, einen Einblick zu bekommen- dann sind das Ausdrücke des Vertrauens und der Hoffnung, dass Du achtsam und bewusst damit umgehen wirst.

Dir sollte klar sein, dass ein DIS-System nicht statisch, sondern dynamisch und beweglich ist.

Innenpersonen können sich auch charakterlich verändern, sich aus dem Alltagsgeschehen entfernen oder neu hinzukommen, plötzlich nicht mehr erreichbar sein, usw. Beziehungen zu Einzelnen können potentiell fragil sein, auch wenn Du sie eine Zeit lang sehr intensiv erlebt hast.

Bedeutet das, dass es gar keinen Sinn macht, überhaupt eine Beziehung zu einem DIS-System aufzubauen, weil ja nichts darin sicher zu sein scheint und darin immer auch ein Verlustrisiko enthalten ist?

Weil es so wirkt, als sei man als Freund*in, Partner*in, Unterstützende*r allen Vorgängen ohnmächtig ausgeliefert, weil man eh kein Anrecht auf irgendwas oder irgendwen hat?

NEIN!!!

Es bedeutet, dass umso mehr kommuniziert werden muss. Auf allen Ebenen. Und zwar ganz besonders über Grenzen, individuelle Bedürfnisse und Vorstellungen von “Beziehung und Bindung“.

Es bedeutet, dass Du als private*r und auch als berufliche*r Unterstützer*in mehr von Dir zeigen musst, als nur die Oberfläche.

Was ist mit Deinen verschiedenen Seiten und inneren Dynamiken?

Wie viel davon teilst Du mit?

Siehst Du, wie viel Mut das braucht?

Erkennst Du die Sache mit dem “Privateigentum“ auch bei Dir selbst wieder- und die Herausforderung darin?!

Schutzerklärung

Geh davon aus, dass du Spuren hinterlässt.

Du bleibst in Erinnerung, mit mehr von dir, als dir selbst bewusst ist.

Jeder Klick, jedes Wort, jede Tat hinterlässt Abdrücke- analog und digital.

Geh nicht davon aus, dass andere auf deinen Schutz achten. Beschaffe dir die Informationen, die du für ein möglichst sicheres Leben brauchst, selbst-

und warte nicht auf zufällige Erkenntnisse.

Es gibt keine hundert Prozent, kein Fertigwerden im Bemühen um die Kontrolle über das eigene Leben. Ein Maximum an Selbstbestimmung ist trotzdem drin-

auch wenn du eine Gruppe Schwerverbrecher*innen eventuell lebenslang im Nacken sitzen hast.

Achte auf deinen Alltag, auf kleine, unklare Lücken im Denken, Fühlen und Tun und mach es dir nicht bequem in der Watte des Vergessens.

Willst du einfach nur überleben und im hohen Sterbealter sagen können: „Wer hätte gedacht, dass ich´s bis hierhin schaffen würde!“?

Gib den Löffel doch nicht schon früher ab, als nötig. Verdissoziier´dir deine Lebenszeit nicht, wenn du es auch anders könntest.

Die Klärungen liegen innen. Jede Frage nach

Was/Wer war?

Was/Wer hilft?

Was/Wer wird gebraucht?

Wohin soll´s gehen?

wird am besten in deinem Kopf beantwortet, statt außerhalb.

Such keine Beweise für irgendwas im Außen. Sei dir bewusst, dass es immer jemanden gibt, dem daran gelegen ist, weiter zu verschleiern. Und der immer einige Schritte schneller zu sein scheint, als du.

Hechte nicht hinterher! Du bis dein eigener Beweis.

Geh davon aus, dass dir etwas ent-geht.

Wenn du Viele bist, liegt das in der Natur der Sache und nicht in (d)einem Versagen. Das macht es schwieriger, denn das

Verschwinden

Verbergen

Verlieren

Vergessen

Verschütten

gehört zu deiner Normalität.

Es lohnt sich so sehr, sich in das

Auftauchen

Entdecken

(Wieder-)Finden

Erinnern

Verbinden

hinein zu trauen, auch wenn es sich zunächst (lange…)

so fremd und fern von dir anfühlt.

So untypisch.

So schlimm, immer wieder. Auch.

Es ist das Beste, was du für deinen Schutz, dein Leben, deine Kraft tun kannst.

Warte nicht auf morgen.

Zucker, Sucht und Psychotrauma

Schon seit längerer Zeit denke ich über den Zusammenhang zwischen „Zuckersucht“ und Psychotraumafolgen nach.

Sowohl bei uns selbst, als auch bei einigen anderen (Gewalt-) Betroffenen erlebe ich eine Funktionalisierung des Zuckers, im Sinne einer psychogenen Essstörung.

Mir ist immer wieder aufgefallen, dass ein hoher Zuckerkonsum unabhängig von einer generellen Esssucht (wo nicht nur nach besonders Zuckerhaltigem gegriffen wird) oder Bulimie (mit Erbrechen) vorliegen kann: Es wird zum Einen wie bei einer typischen „Binge Eating“-Attacke eine große Menge hoch zucker-(kohlenhydrate-)haltiger Lebensmittel innerhalb kurzer Zeit vertilgt, oder zum Anderen nicht anfallsartig über einen längeren Zeitraum (aber eben auch in zu hoher, bzw. ungesunden Konzentration).

Meine Theorie dazu beinhaltet unter anderem, dass die zunächst beruhigende Wirkung und die Aktivierung des „Belohnungssystems“ im Gehirn vor allem eine Entspannung des bei Traumatisierten typischen hohen Erregungsniveaus einleitet. Serotonin- und Dopaminspiegel werden erhöht, Adrenalin- und Cortisolspiegel gesenkt, d.h. der innere Stress vermindert sich. Ruhe, Zufriedenheit, Trost, Sicherheit- all die angenehmen Zustände und Gefühle, die sonst oft hart erarbeitet oder auch kaum wahrgenommen werden, können durch den Konsum hoch zuckerhaltiger Lebensmittel (v.a. Süßigkeiten) erleichternd und spontan erreicht werden.

Es passiert also etwas, das sich zunächst hilfreich anfühlt. Man manipuliert so aber nicht nur die subjektive Gefühlslage, sondern auch den Körper, bzw. Stoffwechsel- und trägt möglicherweise langfristig zur Aufrechterhaltung von Traumafolgen bei.

Wenn rasch zu viel Zucker konsumiert wird (nicht nur dann, aber darauf richtet sich mein Fokus gerade), schüttet die Bauchspeicheldrüse „vor Schreck“ zu viel Insulin aus. Große Insulinmengen führen dazu, dass viel zu viel Glucose aus dem Blut in die Zellen befördert wird. Der Blutzuckerspiegel sinkt jetzt zu tief, so dass es innerhalb kurzer Zeit zu einer Unterzuckerung kommt. Diese kann innere Unruhe, Nervosität, Gereiztheit, Stimmungsschwankungen, Zittern, Schwäche, Herzrasen, Schweißausbrüche u.a. zur Folge haben- Symptome, die man auch bei Angst kennt (welche nicht selten dissoziative Phänomene als „Bewältigungsmaßnahmen“ nach sich zieht).

Und hier erkenne ich einen sehr schädigenden Kreislauf: Von der psychotraumatisch bedingten Übererregung (hohes Stressniveau) oder Untererregung (Depression, Lähmungsgefühle, Erstarren, u.a.) führt eine Überzuckerung kurzzeitig in eine Erleichterung (Serotonin als Beruhigung, Dopamin als „Stimmungsaufheller“). Zwangsläufig muss der Körper aber Abbaumaßnahmen ergreifen, bzw. irgendwie verarbeiten und es kommt schließlich zur Unterzuckerung, welche nicht nur dieselben oder ähnlichen Symptome wie bei einer Übererregung produziert, sondern auch Heißhunger auslöst. Auf Zucker/Kohlenhydrate…

Ein (zu) hoher Zuckerkonsum verfestigt nicht nur die körperlichen und psychischen Trauma-Spiralen, sondern ist auch Teil von traumatischen Reinszenierungen und Bewusstseinskontrolle. Man triggert sich selbst.

Die Verbindung von süßem (schokoladigem) Geschmack ist einerseits tröstend und wirkt beinahe wie ein freundliches Schlaflied. Bleibt es nicht bei einem kleinen Bissen, sondern verselbständigt es sich z.B. in den Verzehr einer ganzen (oder mehrerer) Tafel(n) Schokolade, hat diese Handlung den belohnenden oder genussvollen Charakter verloren und wirkt sowohl selbst-schädigend als auch sedierend.

Im Grunde „macht man sich weg“:

Bildlich formuliert versenkt man Unverarbeitetes, Belastendes, Angstmachendes, Überreiztes, Gefühlsintensives in einem klebrigen Zuckerglas.

Taucht später an einer anderen Stelle im Innern aber irgendein andere Aspekt der gleichen Sache wieder auf, bei dem es nötig ist, etwas „zusammenzusetzen“, hat man große Mühe, die versenkten Teile wieder aus dem „Zuckerglas“ herauszufischen. Dann liegen sie verklebt, verschwommen und bewegungsunfähig vor einem und man ist zu betäubt, um sie wieder „klar zu kriegen“.

Weniger metaphorisch formuliert: „Zuckersucht“ macht teilzeitblind.

Zudem können Erinnerungen an Hungern, Isolation/Deprivation, Drogeneinsatz durch Täter*innen und Todesangst angetriggert werden.

Viele Betroffene kennen „Entgleisungen“ des Blutzuckerspiegels und des gesamten Stoffwechsels schon ihr ganzes Leben lang. „Mittelmaß“ oder „Gleichmäßigkeit“ ist nichts, was naturgemäß gegeben wäre. Von einer Gewalterfahrung in die nächste, von einem Horrortrip in den nächsten, zwischendurch „elendes, gelähmtes oder auch dissoziatives Warten auf das nächste Mal“; hungern in isolierten Räumen und später dann „angefüttert/überfüttert werden“ mit hochkalorischen Lebensmitteln; Zucker als Tägermittel für sedierende/betäubende Drogen; körperlicher „Zuckerschock“ als Ausgangspunkt für bestimmte Programmierungen,…

Irgendwo innen werden diese Erinnerungen jedes Mal wieder wach, wenn man meint, sich das Leben wortwörtlich besonders „versüßen“ zu können.

Ausgeglichenheit ist wichtig. Sowohl psychisch als auch physisch. Auf der körperlichen Ebene können folgende Aspekte unseren Erfahrungen nach hilfreich sein:

  • Regelmäßig und vollwertig essen: Ein Frühstück wird bei uns leider oft „vergessen“ oder zeitlich verzögert, was uns insgesamt in ein Ungleichgewicht bringt. Wir haben festgestellt, dass ein warmes Frühstück (z.B. Porridge) besonders wohltuend auf uns wirkt.
  • Genügend trinken: Tee, Wasser, manchmal Hafermilch mit Kakao
  • Gesunder Schlafrhythmus: Möglichst vor Mitternacht ins Bett gehen, dann ist bei uns die Gefahr von Albträumen und Schmerzzuständen geringer, zudem sind wir morgens früher „tagesfit“
  • Ausreichend Wärme zuführen: Wenn wir zu sehr frieren, hält uns das in Anspannung, löst Schmerzen (auch rheumatisch) aus und triggert Erinnerungen an frühere Kälte an; diesbezüglich ist die Gefahr von „Zuckergier“ (als Wärmezufuhr) besonders hoch. Das heißt: Die Wohnung heizen, temperaturangemessen kleiden, Kuscheldecken benutzen, warme Fußbäder machen, Körnerkissen/Wärmflasche, Tee trinken, Suppen essen, der hartnäckigen „inneren Kälte“, welche sich nicht oder kaum durch äußere Maßnahmen „erreichen lässt“, mit Reorientierungsmaßnahmen und menschlicher Zuwendung begegnen…
  • Ausreichend Bewegung: „Couch-Potato-Sein“ ist nicht immer gleichbedeutend mit Erholung! Wir brauchen Bewegung, um unseren Körper zu entspannen und „übersäuerte Muskeln“ zu befreien, z.B. in Form von Rad fahren, Walking, schwimmen, tanzen, Yoga, Hula Hoop, jonglieren, u.a. Marathon-Training ist nicht nötig für uns (und auch nicht machbar 😉 ), aber regelmäßiges „In- Bewegung-Kommen“ hilft uns zum Einen, nicht dissoziativ zu versacken, zum Anderen auch Spannungszustände abzubauen. Außerdem werden wir auch psychisch und gedanklich „mobiler“.
  • Schmerzzustände behandeln: Wir dürfen schmerzfrei sein! Wir bekommen keine Tapferkeitsmedaille für zusammengebissene Zähne (und Zucker als „Belohnung“ ist da Selbstbetrug), also dürfen wir alles Mögliche alternativ versuchen, Schmerzen loszuwerden. Auch medikamentös und naturheilkundlich.

Wer bist du?

©PaulaRabe

Mehr als Kämpfer*in oder Krisenkind.

Mehr als Flüchtende*r, Sterbende*r oder Wiederbelebte*r.

Mehr als “Stehauf-Person“, Funktionsheld*in oder Durchhaltequeen/-king.

Mehr als Suchende*r, Sehnende*r und Vermissende*r; mehr als Zweifler*in, Vergessende*r oder Wütende*r.

Mehr als Unverwüstliche*r, Zurückgekehrte*r oder Aussteiger*in.

Mehr als Projektionsfläche, Quotenbetroffene*r, Stellvertreter*in oder Aufklärer*in; mehr als Erste Hilfe, Rettungsanker oder gutes Beispiel.

Mehr als Opfer oder Täter*in, schwarz oder weiß, gut oder schlecht, geliebt oder gehasst.

So viel dazwischen.

So viel mehr als Überlebende*r.

Aber eben auch.

Abwarten und Tee trinken

©PaulaRabe

Auf Bedürfnisse achten. Innen wahrnehmen, hören, einladen, fragen, ermutigen.

Nicht immer ist alles direkt spür- und erkennbar. Vieles ist “weit hinten“, überdeckt oder versteckt – und umso wichtiger ist es, genau dorthin zu denken:

Was brauchst Du, braucht Ihr, damit sich Leben hier und jetzt gut anfühlen kann? Darf ich mehr über Dich erfahren?

Nicht alle Innenkinder oder -jugendlichen können oder wollen spontan mitteilen, was sie sich wünschen, nicht alle von ihnen wissen überhaupt, wie das gehen kann und darf: Selbst zu merken, was sie brauchen. Da gibt es keine bunte Möglichkeiten- oder Emotionspalette, an der sie sich bedienen können.

Und auch Innenerwachsene haben nicht immer einen Zugang zu sich und ihrem Bedarf an irgendwas. Und sie wollen auch nicht immer identifizierbar sein.

Es kann hilfreich sein, Angebote oder Vorschläge zu machen- und zwar ohne Erwartungshaltung und eher zurückhaltend, statt konfrontativ.

Ich habe zum Beispiel vorhin eine halbe Stunde am Fenster gesessen. Einen Kinderriegel und eine Tasse Tee vor mir auf dem Tisch, daneben ein paar Farben, Pinsel und ein Tontöpfchen.

Mit der Idee, das könnte jemanden oder welche einladen und erfreuen, die sonst wenig Raum im Außenalltag haben.

Dann habe ich einfach gewartet.

Und dann?

Das Tontöpfchen wurde tatsächlich bemalt, Tee und Schokolade blieben unberührt.

Ich weiß nicht, wer da war. Ich muss es auch nicht hinterfragen.

Es ist voll okay, nicht alles zu wissen.

Bei einer DIS gibt’s nämlich auch sowas wie Privatsphäre untereinander.

Viele sein bedeutet…

“Viele sein“ bedeutet, konfrontiert zu werden mit Verhaltensweisen, die “jemand aus dem Innern Deiner Psyche mit Eurem gemeinsamen Körper tut“, die Dir selbst aber fern liegen.

Gesagte Worte, die nicht Deine waren. Handlungen, die Du weder könntest, noch wolltest.

Manches ist beängstigend. Manches ist katastrophal. Manches ist grenzüberschreitend. Manches tut weh. Manches zerstört. Manches fällt tief. Manches beschämt.

“Dissoziative Identitätsstruktur“ als Traumafolgestörung.

Täter*innen-Introjekte im Innern. Kopien des damaligen Horrors. Unvereinbare Gegensätze. Gelernte Zerstörungskraft, die auf ein Heute trifft.

Verzweiflung fühlen. Das Puzzle zusammensetzen müssen, um weiterleben zu können. Aber nicht alles passt, nicht alles findet einen guten Ort. Wohin damit?

Manches ist unkompliziert. Manches ist erfreulich-überraschend. Manches erleichtert. Manches beeindruckt. Manches hilft. Manches ist notwendig. Manches verwirrt. Manches ist großartig liebevoll.

“Dissoziative Identitätsstruktur“ als Überlebensstrategie während langjähriger Gewalttraumatisierungen.

Die Helfer*innen im Innern. Die Mitträger*innen. Die Lebensretter*innen. Ein Weg, weiter “da“ sein zu können, obwohl der Körper Teilzeittode stirbt.

Dankbarkeit fühlen. Die Aufgaben im Heute: Erkennen, verstehen, verbinden. Was hilft?

“Viele sein“ bedeutet, konfrontiert zu sein mit dem „Sowohl…, als auch…“.

In Dir drin.

Jeden Tag.

Immer.

Zeit brauchen und nehmen

„Unsere“ Täter*innen hatten 22 Jahre lang Zeit, physische und psychische Gewalt gegen uns auszuüben. Sie beeinflussten jede Entwicklungsphase in unserer Kindheit und Jugend. Sie initiierten und prägten unser dissoziatives Persönlichkeitssystem, hatten wortwörtlich immer irgendwo die Finger im Spiel- und sehr lange war mir/uns das nicht mal bewusst.

22 Jahre aktive Gewalt. Das sind so viele Jahre, wie es braucht, vom Liegen ins Krabbeln, ins Stehen, ins Laufen, ins Abitur-machen und Studieren, ins Verlieben und Verlassen und auch ins „selbst-ein Kind-gebären“ zu kommen. 22 Jahre sind möglicherweise ein Drittel eines ganzen Lebens. Oder auch nur die Hälfte, für manche.

Krankenkassenfinanzierte Psychotherapie bei Traumafolgestörungen ist eine Frage der Stundenzahl. Sie ist oftmals eben nicht „bedarfsgerecht“, sie orientiert sich nicht am Tempo der Betroffenen. Mir ist es ein Rätsel, wie Gutachter*innen zu der Ansicht gelangen, dass Menschen, die 10, 20, 30 Jahre massiven Gewalttraumatisierungen ausgesetzt waren, nach 100, 200 oder meinetwegen auch 300 Psychotherapiestunden „fertig versorgt“ sein könnten.

Wenn die Gewalteinwirkungen auf Körper und Seele beendet wurden (oder die Entscheidung getroffen wurde, das erreichen zu wollen) und überhaupt erst mal Raum und Zeit entsteht, sich mit den Folgen, Beschädigungen, Zerstörungen intensiver auseinander zu setzen- dann stehen Betroffene eben nicht vor einem reich gedeckten Tisch, an dem sie sich bedienen können: „Was möchtest du haben, was brauchst du? Im Buffet befinden sich stationäre und ambulante Psychotherapie, alternative und auch körperbezogene Therapieformen, betreutes Wohnen, Pflegedienst, Tagesstätte, Selbsthilfegruppe, Sozialdienst, Krisendienst, Notfallhotline, Familienhilfe, usw., usf.“

Es muss probiert werden, was helfen könnte auf dem Weg der/des Betroffenen, orientiert an seinen/ihren Zielen und Vorstellungen von einem „guten Leben“. Er/Sie hat das Recht, selbst zu bestimmen. Theoretisch. Praktisch stehen viele erst mal alleine da und müssen Informationen, Wissen, Kontakte mühsamst selbst zusammenkratzen- während sie dabei sind, sich am/im Leben zu halten.

Die Crux an der Sache ist zudem: Woher soll ich wissen, dass ich Unterstützung brauche, wenn ich gar nicht fühlen kann, dass es mir schlecht geht UND dass ich Hilfe haben darf? Nach einem, zwei, drei Jahrzehnten Gewaltnormalität?

Es gibt Aus-Wege und es gibt Menschen, die unterstützen wollen und können. Sei es als Freund*in, Partner*in, Bekannte*r, Nachbar*in, sonstwie Verbündete*r- oder als beruflich tätige*r Helfer*in. Es gibt Menschen, die da sind und bleiben, weil sie es wollen.

Für (menschen-)gewalttraumatisierte Personen ist es jedoch nicht selbstverständlich, dort beherzt zuzugreifen, wo man ihnen freundliche Hände hinhält. Wie lassen sich solche vertrauenswürdigen Hände überhaupt identifizieren; wie kann man sich darauf verlassen, dass eine Beziehung konstant bleibt; wie fühlt es sich an, in einem Kontakt präsent zu bleiben, wenn man sich doch sonst routiniert auflöst? Und so weiter, und so fort.

Zeit zu brauchen ist kein Fehler. Es ist auch kein „Extrawurstgedöns“, VIEL Zeit zu brauchen. Zu spüren, dass eine Stunde Psychotherapie in der Woche nicht ausreicht, um mit dem Prozess und der Beziehung verbunden zu bleiben, ist keine Jammerei und erst recht keine Anmaßung.

Sich mit dem zu arrangieren, was man bekommen kann -auch wenn es sich nicht (ganz) passend oder „zu wenig“ anfühlt-, weil man keine Kraft oder Möglichkeit hat, das einzufordern, was man tatsächlich braucht- das ist kein „selbst Schuld!“-Ding!

Täter*innen nehmen sich sehr, sehr viel Zeit-Raum aus dem Leben ihrer Opfer und füllen ihn mit dem, was ihnen wichtig ist.

Hier und jetzt und in Zukunft müssen Betroffene selbst bestimmen dürfen und können, wie viel und welche Zeit-Räume sie wofür brauchen und nutzen wollen.

Reden, schweigen, zeigen, verstehen: Trauma und Sprache

Wie wichtig ist Sprache bei der Verarbeitung von Traumata? Was ist, wenn die Worte fehlen? Oder wenn das Gegenüber meinen Ausdruck nicht versteht?

Wie bedeutend ist Sprache bei menschengemachten Gewalttraumatisierungen?

Das ganze menschliche System ist in der Gewaltsituation beschäftigt mit Überleben und im Gehirn ist der „Sprachbereich“ durch den Alarmzustand blockiert- und trotzdem können da Worte sein, vielleicht einzelne, vielleicht von dem/der/den Täter*innen gesprochen, vielleicht auch ein paar isolierte Gedankenfetzen- die innerlich verteilt abgespeichert werden.

Wenn bei der inneren Auseinandersetzung mit den traumatischen Erlebnissen, evtl. innerhalb einer Psychotherapie, versprengte Erinnerungsfetzen wahrnehmbar werden und es darum gehen soll, sie zu einem „Ganzen“ zusammenzufügen, dann braucht es dafür eine oder mehrere Sprache(n)- vor allem für den/die Betroffene*n selbst.

„Fetzen“, bzw. Erinnerungsbilder sortieren und ordnen zu können, für sich selbst verstehbar zu machen, ist ein wesentlicher Teil von Traumatherapie, bzw. Traumaverarbeitung. In diesem Prozess kompetent und vertrauenswürdig im Außen begleitet zu werden, ist wichtig, wertvoll und nicht selbstverständlich- leider. Passende Therapieplätze sind rar und das Stundenkontingent ist durch die Krankenkassen nicht bedarfsgerecht reglementiert. Freund*innen, Partner*innen, privat Unterstützende können nicht alles auffangen.

Und was, wenn man einfach nicht die Worte dafür hat, begreifbar zu machen, was innen passiert, was man fühlt/denkt/erlebt? Was, wenn man immer wieder ein Isolationsgefühl, Alleinesein, Verlassenheit, Einsamkeit erlebt, weil die Auswirkungen der Traumatisierung(en) ein Versprachlichen unmöglich machen? Nicht selten beschreiben Betroffene ein „Aliengefühl“, ein Abgeschnittensein von der Welt- und gleichzeitig beschreiben Unterstützende immer wieder auch das Hilflosigkeitsgefühl, wenn es schwer ist, den Kontakt zu halten, sich einzufühlen, zu verstehen, was vorgeht. Trauma schlägt tiefe Kerben.

Worte in der Therapie: Manchmal gerät man dabei an Grenzen und dann geht’s einfach nicht mehr mit dem Sprechen weiter. Wir kennen es, an einen Punkt zu kommen, an dem das Quatschen aufhören muss und will. An dem es über Körperausdruck oder mit kreativen Mitteln weitergehen soll. Es scheint, als erreiche man tieferliegende Schichten innerhalb des Viele-Systems weitaus besser nonverbal, als verbal. Wie gut, wenn es eine*n Therapeut*in gibt, die/der da flexibel ist und mitgehen kann.

Schweigen. Stundenlang. Manchmal gut, mit einer tröstenden Hand auf der Schulter. Manchmal quälend, weil dumpf und brütend und ohnmächtig. Manchmal ein Zeichen von „zu viel“, manchmal eins von „zu wenig“. In jedem Fall auch ein Ausdruck. Und ein Signal, das verstanden werden will: Warum hört das Sprechen an einem bestimmten Punkt in der Therapie auf? Geht es nicht oder will man nicht? Was wird damit gezeigt? Wo befindet man sich gerade in der inneren Puzzlearbeit? Das Schweigen „brechen“ als gewaltvoller, im Außen initiierter Akt ist jedenfalls keine Option! Das Schweigen verstehen- darum geht’s.

Wenn es im Therapieprozess hakt, kann es mit dem Verstehen zu tun haben. Zwei oder mehr Menschen sprechen aneinander vorbei, erreichen und berühren sich nicht. Mag sein, dass es um eine Beziehungskrise geht- oder auch um die Problematik von Worten: Meinen wir das gleiche? Was bedeutet dieses oder jenes Wort für Dich und was verstehe ich darunter? Assoziierst Du etwas? Was schwingt zwischen den Zeilen mit? Sachebene, Emotionsebene, Appellebene, Selbstmitteilung- was hörst Du wo? Schweigst Du wütend oder traurig oder anders?

Neben all dem kann Sprache auch „versiegelt“ worden sein: Besonders wenn mind control angewandt wurde, kann Betroffenen jeglicher verbaler Ausdruck (besonders zu Erinnerungsfragmenten) versperrt sein. Manchmal können einzelne Worte auch vollkommen tabuisiert werden, von Täter*innen sanktioniert. Uns zum Beispiel ist es jahrzehntelang fast unmöglich gewesen, manche Körperbereiche (besonders Geschlechtsorgane) zu benennen, bzw. auszusprechen. Es war nicht nur ein Aspekt von Scham oder Hemmung, sondern vor allem ein Aspekt von tätergemachter Sprechblockade. Als wir 2003 Strafanzeige erstatteten, wurden wir sehr deutlich mit der darin liegenden Problematik konfrontiert: Eine Aussage bei der Polizei braucht konkrete Angaben, als „da unten“ und „das da“.

Heute können wir wahrnehmen, wie erleichternd es sein kann, sich die eigene Sprache und eigene Worte zurückzuerobern, bzw. neu zu entwickeln und die Erfahrung zu machen, damit in Kontakt mit einem Gegenüber zu sein, der sich verständnisvoll, empathisch, gleichberechtigt anfühlt.

Ich ärgere mich immer wieder sehr darüber, dass nonverbale Therapiemethoden meistens nicht von Krankenversicherungen finanziert werden. Tiergestützte Therapie, Musiktherapie, körpertherapeutische Methoden, Kunsttherapie, Reittherapie, Tanztherapie, usw.- es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten, wie traumatisierten Menschen geholfen werden kann, besonders auch dann, wenn eine Sprache fehlt (aus welchen Gründen auch immer) oder eben (verbale) Worte nicht das bevorzugte Ausdrucksmittel sind. Nichts davon bekommen Betroffene „einfach so“: Es ist immer mit viel Beantragungskampf und Ablehnung verbunden. Und dann steht man wieder da und weiß nicht, was man sagen soll…