Vielleicht muss das einfach mal laut gesagt werden:
Systemstrukturen, -dynamiken und -beweggründe sind Privateigentum des jeweiligen Viele-Menschen.
Oder?!
Wer gerade vorne ist, warum wer was wann wie (nicht) kann/tut, wer in wessen Nähe ist, wer was nicht (mehr) weiß, wie was funktioniert- all das muss nicht mitgeteilt werden.
Auch nicht in einer intensiven zwischenmenschlichen (Arbeits-)Beziehung.
Wenn darüber kommuniziert werden kann und darf, stellt das eine besondere Nähe und Verletzbarkeit her, auf die zu keinem Zeitpunkt ein Anspruchsrecht “für immer und ewig“ besteht.
Wenn Dir ein Vielesystem erlaubt, einzelne Innenpersonen gezielt anzusprechen; wenn es verschiedene, personenabhängige Beziehungen geben darf; wenn die Vielen sich jeweils auf den Kontakt zu Dir einlassen und Dir ermöglichen, einen Einblick zu bekommen- dann sind das Ausdrücke des Vertrauens und der Hoffnung, dass Du achtsam und bewusst damit umgehen wirst.
Dir sollte klar sein, dass ein DIS-System nicht statisch, sondern dynamisch und beweglich ist.
Innenpersonen können sich auch charakterlich verändern, sich aus dem Alltagsgeschehen entfernen oder neu hinzukommen, plötzlich nicht mehr erreichbar sein, usw. Beziehungen zu Einzelnen können potentiell fragil sein, auch wenn Du sie eine Zeit lang sehr intensiv erlebt hast.
Bedeutet das, dass es gar keinen Sinn macht, überhaupt eine Beziehung zu einem DIS-System aufzubauen, weil ja nichts darin sicher zu sein scheint und darin immer auch ein Verlustrisiko enthalten ist?
Weil es so wirkt, als sei man als Freund*in, Partner*in, Unterstützende*r allen Vorgängen ohnmächtig ausgeliefert, weil man eh kein Anrecht auf irgendwas oder irgendwen hat?
NEIN!!!
Es bedeutet, dass umso mehr kommuniziert werden muss. Auf allen Ebenen. Und zwar ganz besonders über Grenzen, individuelle Bedürfnisse und Vorstellungen von “Beziehung und Bindung“.
Es bedeutet, dass Du als private*r und auch als berufliche*r Unterstützer*in mehr von Dir zeigen musst, als nur die Oberfläche.
Was ist mit Deinen verschiedenen Seiten und inneren Dynamiken?
Wie viel davon teilst Du mit?
Siehst Du, wie viel Mut das braucht?
Erkennst Du die Sache mit dem “Privateigentum“ auch bei Dir selbst wieder- und die Herausforderung darin?!
…eine kleine Frage, dürfen eure Texte geteilt werden? Würde das manchmal gern…
…mit blauen🐘Grüßen
Ja, das ist voll okay (mit Quellenangabe). 🙂
Würde ja den ganzen Beitrag teilen, oder manch anderen, nicht direkt den Inhalt, achso, das ist dann quasi der Link, dann ist die Quelle ja direkt erreichbar😅dann auch ok-
(denken ist grad ein bisschen langsam😊) 🐘
Und wie geht man damit um, wenn man eine partnerschaftliche Beziehung hatte und aktuell nicht mehr „ankommt“ und auf ganz viel Angst , Verleugnung ,Bagatellisierungen .. und vieles mehr stößt?
Wie schafft man den Spagat zwischen dem eigenen Schmerz und dem großen Mitgefühl?
Ja, wie schafft man das… Wohl auch mit möglichst viel offener und ehrlicher Kommunikation – und mit der Akzeptanz der jeweiligen Grenzen. Und vermutlich auch mit viel Bereitschaft zum Fühlen von Schmerz, Angst, u.a.
Was meinst Du dazu?
Hm.. ja, ich glaube die jeweiligen Grenzen zu akzeptieren ist wichtig.
Und vielleicht auch die Bereitschaft den Kontakt zu halten trotz aufwühlender Gefühle ..
Und auch, eine Pause im Kontakt akzeptieren können. Akzeptieren, dass es leider nicht auf alles eine Erklärung geben kann .. Die eigenen Gefühle wahr zu nehmen, sie nicht weg zu schieben und sich auch einzufühlen in die der anderen..
Danke 🙂