Seit einigen Wochen freunden wir uns mit einem großen, grün-schwarz gestreiften Hula Hoop-Reifen an. Man sollte meinen, es dürfte nicht so kompliziert sein, nach einer Weile buchstäblich den Dreh raus zu haben und den Reifen oben halten zu können. Stellt jedoch der Bauch-Hüftbereich das Epizentrum eingefrorener Traumaenergie dar, sieht die Situation anders aus.
Wir haben folgende Erkenntnisse gewonnen:
1.) Ein großer Reifen ist leichter zu händeln, weil die Körperbewegungen dann langsamer sein können. Allzu schwer darf er jedoch nicht sein, dann verursacht er nämlich blaue Flecken.
2.) Hula Hoop klappt am besten, je weniger Kleidung die Haut bedeckt. Im Klartext: Mindestens bauchfrei und barfuß. Die Körperwahrnehmung ist dann intensiver, die Berührungspunkte des Reifens auf der Haut sind deutlicher spürbar.
3.) Ohne Musik geht nichts.
4.) Hula Hoop zeigt dir, wie steif und blockiert du bist. Vergiss jahrelange Yoga-Praxis- die hilft dir nicht automatisch, den Reifen in konstanten, fließenden Kreisen am Körper zu halten.
5.) Wird der Hüftbereich beweglicher und freier, macht das auch was mit einer bisher festgehaltenen Spannung. Da können plötzlich Tränen aufsteigen, es kann Wut ins Brodeln kommen oder Körpersymptome wie Übelkeit, Schwindel, Kopf- oder Bauchweh tauchen auf. Dann ist es sinnvoll, eine Pause einzulegen und dafür zu sorgen, dass sich der innere Stresspegel wieder etwas herunterfahren kann. Denn Hula Hoop soll ja Spaß machen und dazu beitragen, festgetretene Trampelpfade im traumatisierten Gehirn aufzulösen.
6.) Hula Hoop hat etwas mit intuitiver Bewegung zu tun. Konzentriert man sich, weil man „das endlich schaffen will“ (immerhin übt man ja schon wochenlang), geht der Körperbezug verloren. Was muss ich überhaupt tun? Mich nach vorne und nach hinten bewegen oder nach rechts und links? Eher mit der Hüfte oder mehr mit der Flanke/dem Bauch? Wie geht das? Es scheinen Verbindungen im Körper (oder zwischen Kopf und Körper) abhanden gekommen zu sein. Gab es jemals reine, unverkrampfte Bewegungsfreude als Kind? Durfte das sein? Fühlt es sich gefährlich an oder peinlich oder dumm und überflüssig? Vielleicht noch mal eine Pause machen…
7.) Am Anfang sollte man nicht zu lange üben. 5 Minuten können schon zu viel sein, wenn man sich ganz neu an diesen Sport und somit an seine Körpermitte heranwagt. Es ist gesund und selbstfürsorglich, in ganz kleinen Schritten diesen Kontakt herzustellen.
8.) Der „Erfolg“ oder „Misserfolg“ des Hula Hoop steht in direktem Zusammenhang mit der Tagesform. Schlecht gelaunt, dissoziiert oder vollkommen erschöpft „hullert“ es sich nur suboptimal bis überhaupt nicht. Vielleicht kommen wir noch in die Phase, in der wir schon so geübt sind, dass wir uns mit dem Reifen aus einer Tiefstimmung in eine Hochstimmung schwingen können- bisher findet das so eher (noch) nicht statt. Im Gegenteil: Da kann eine intensive Befassung mit dem potenziellen Katastrophengebiet (= Körpermitte) alles auch noch schlimmer machen. Zu so einem Zeitpunkt lieber nach Alternativen suchen, die weniger invasiv sind!
9.) Hula Hoop ist keine Challenge, keine Prüfung, kein Mittel zum „Kämpfen“.
10.) Es ist okay, wenn manche Innenpersonen es leichter mit dem „Hullern“ haben und manche schwerer. Die Körperwahrnehmung ist je nach Person eben unterschiedlich. Das ist keine „Einbildung“ und kein „Hineinsteigern“, sondern ein ganz normaler Aspekt dissoziativer Identität.
Habt Ihr Leser*innen auch schon Erfahrungen mit Hula Hoop gemacht? Oder mit anderen Bewegungsformen, die heilsame Herausforderungen für Euch darstellten?
Wir freuen uns über Kommentare.
Du hast mir jetzt richtig Lust gemacht, mir mal wieder einen Reifen zu besorgen und das wieder aufleben zu lassen!
Ich habe Erinnerungen daran, daß das eine Lieblingsbeschäftigung als Kind war…und ich es als Erwachsene, angesteckt von meiner Nichte, auch mal wieder versuchen wollte. Ich dachte, das ist wie Fahrradfahren, nach kurzem „einschwingen“ haste den Dreh wieder raus.
Aber Pustekuchen… nach einer ganzen Weile habe ich konsterniert aufgegeben und war sehr erschüttert innerlich, das „das“ nicht mehr geht- ahnend, daß da mehr dahintersteckt- eben Steifheit, die von Innen kommt und auch nach Innen strahlt (körperliches und seelisches in Wechselwirkung eben).
Mein nächster Versuch war das Trampolin der Kinder- und das ging! Kaum war ich drauf- zack- war ich drin in der kindlichen Freude! Allerdings war es an manchen Tagen echt schwer, überhaupt drauf zu gehen…
Eine weitere Annäherung speziell an diese unbefangene Freude ist zur Zeit die Musik- durch ein Instrument, das durch seine harmonische Stimmung (pentatonisch: alles klingt GUT zusammen 😉 ) mich ganz einfach lockt, einzutauchen und den „Flow“ zu genießen, wenn ich damit experimentiere.
Und nun: nachsehen, woher ich einen Reifen bekomme- hast Du einen Tip?
Wir haben offenbar ähnliche Präferenzen zum Thema „Schwingung“ (Trampolin, Hula Hoop, „pentatonische Musik“) :-))
Einen „Reifen-Tipp“ würde ich hier nicht öffentlich aussprechen (Werbung und so), Dir aber empfehlen, kein billiges, wabbeliges Steckteil zu kaufen. 😉
Ich komme so schlecht mit WordPress klar…(Technik allgemein, seit ich vor einiger Zeit in die volle Skillregression gerutscht bin…)
ich habe erst jetzt gerade(!) gemerkt, dass es die Funktion der PN hier gibt und Du mir hier hinten geantwortet hast! Das tut mir leid, denn das wirkt ja auch, als hätte ich Dir darauf nie antworten wollen und so war’s natürlich nicht 😿
Ich weiß ein ums andere Mal nicht, wie ich mein Passwort aktualisieren kann im Handy-denn ich muss mir jedesmal ein neues besorgen 🫣
Das Leben bleibt echt auf jeder Evene anstrengend!
Ich grüße Dich aus der Ferne, vielleicht erinnerst Du Dich j sogar an unseren kleinen und kurzen Kontakt, damals 😉
Danke ! Der Beitrag hat wirklich Lust gemacht es zu versuchen und für den ein oder anderen Lacher (bitte nicht bös verstehen! ) gesorgt
Lacher sind herzlich willkommen! 🙂
*ergänzendes
Wir haben früher eine Zeit lang Trampolin springen gemacht und Schwimmen (wo wir eigentlich vor Corona eine Neustart mit schwimmen wagen wollten)
Doch die Idee von dir ist auch klasse außerdem finde ich die Beschreibung was kann passieren und auf sich achten wichtig..
Oft reagiert man leider zu spät oder erst wenn Schmerzen Dissoziation oder andere Dinge zu stark sind
Ja, frühes/sensibles Wahrnehmen ist so wichtig und man kann es üben!
Schaut euch mal an, was Norbert Denef (auch ein Betroffener) sich ausgedacht hat. Einfach mal auf Youtube „Denefhoop“ suchen. So einen habe ich auch und es tut einfach gut. Nachteil ist, dass ich damit nach draußen gehen muss. Und das traue ich mich nur wenns dämmrig ist ;D deswegen freue ich mich auf den Sommer
Danke für den Hinweis😉
Und noch was tolles. Der HulaHoop lässt den Bauch und Hüftumfang schmelzen.
Ideal ist die Größe vom Fußboden bis zum Bauchnabel.