Kontaktpunkte

Worte am Samstag

©PaulaRabe

Es ist mir immer wieder ein Rätsel, wieso Menschen immer noch meinen, Gewalttäter*innen könnten nicht freundlich, beliebt oder herzlich sein. Könnten nicht Vereinskolleg*innen, Nachbar*innen, Elternbeiratsvorsitzende, Brüder, Schwestern, Freund*innen, Partner*innen sein.

Und es ist mir immer wieder ein Rätsel, wieso Menschen meinen, Opfer jedweder Gewaltformen müssten immer sichtbar gebrochen sein. Könnten nicht witzig, charmant, flirty, lustvoll, gemein, böse oder ehrgeizig sein. Könnten nicht beides oder alles sein.

Ich habe keine Lust und keine Energie mehr für Grundsatzdiskussionen aus dem Mittelalter. Darüber, wie was sein müsste oder gar nicht sein kann, wer vermutlich nicht schuldig oder auf der anderen Seite sehr sicher bestimmt mitverantwortlich sein wird.

Ich bin müde von dieser ewigen “Täter*in-Opfer-Umkehr“, dem “victim blaming“, dem reflexartigen Täter*in-Verteidigen und Gewalt-Verharmlosen, der never ending story des Erklärens und erst recht bin ich müde von dieser mehr oder weniger deutlich formulierten Anspruchshaltung an Betroffene, doch “Aufklärungsarbeit“ zu leisten, sich zu zeigen, zu sagen, was man wann wie (nicht) braucht, stark zu sein und tapfer und überhaupt.

Hauptsache, man kann sich erleichtert zurücklehnen und feststellen: “Puh, wie schön – war doch alles nicht so schlimm. Ist doch alles wieder gut (in meinem Weltbild).“

Es ist mir immer wieder ein Rätsel, dass Menschen meinen, Gewalt sei zu Ende, wenn sie aufgehört hat.

4 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Entdecke mehr von Kontaktpunkte

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen