„Worum es geht“ erfährt man in 32 Kapiteln, gut sortiert, klar, deutlich und ohne Schnickschnack: Hannah erzählen aus eigenem Er.Leben, vom Ringen um Verstehen und Verstandenwerden, nehmen den/die Leser*innen mit auf eine persönliche „Forschungsreise“- doch spätestens nach der Einleitung ist klar: Es geht gar nicht nur um Hannah. Es geht um uns alle.
Hannah C. Rosenblatt leben mit einer Dissoziativen Identitätsstruktur (DIS) und einer sogenannten „Autismus-Spektrum-Störung“ (ASS). Nach ihrem ersten Buch „aufgeschrieben“ haben sie nun „Worum es geht“ im Verlag „edition assemblage“ veröffentlicht und bloggen zudem auf Ein Blog von Vielen.
Autismus, Trauma und Gewalt- sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen, bedeutet, die Bereitschaft aufbringen zu müssen, Unterschiede und Gemeinsamkeiten festzustellen und anzuerkennen. Vor allem dort, wo Verbindungen geschaffen werden sollen. Und die braucht man, wenn Menschen zusammen eine Gesellschaft bilden- und wenn es darum gehen soll, strukturelle Gewalt zu verändern oder ganz zu beenden.
Hannah beleuchten in ihrem Buch einerseits sachlich und fachlich, andererseits auch persönlich und berührend verschiedene Aspekte autistischen und dissoziativen Er.Lebens. Sie lassen uns teilhaben, obwohl da so viel Angst vor Sichtbarkeit ist: Wer bin ich und warum? Wer sind „die anderen“? Was war, was ist? Was war dieses „das da“? Was brauche ich (nicht)? Und was haben „alle“ damit zu tun?
„Hilfe braucht, wer hilflos ist…“ schreiben Hannah- und zeigen auf, wo und wie „Hilfe“ traumatisieren kann; inwiefern Menschen etwas davon haben, andere in ihrer Hilfosigkeit zu halten, statt sie zu ermächtigen; warum sich in unserer Gesellschaft Gewalt als „Normalität“ so hartnäckig hält und was es brauchen würde, um wirklich etwas zu verändern.
Das Buch wirkt wie ein Spiegel, wenn man sich darauf einlässt. Wenn man es sich nicht bequem macht, oder eine berührende kleine Biographie einer „exotischen Einzelperson“ erwartet. Wenn man es in sich arbeiten und wirken lässt und sein Ego dabei etwas zur Seite stellen kann. Wenn man neugierig ist auf Neurodiversität, Differenzen und Gleichheit, auch und gerade dort, wo es weh tut.
„Worum es geht“ ist ein wichtiges, wertvolles, schlaues und schonungslos inklusives Buch, geschrieben von mutigen Autor*innen, die Hände reichen, statt anzuklagen.
Jede*r, der/die bereit ist, über den eigenen Tellerrand und vor allem die eigene Komfortzone hinauszugehen, sollte es lesen. Am besten mehrfach.
„Ich teile das alles, weil ich glaube, dass in Kontakt miteinander zu gehen, Ver.Bindung anzubahnen und darüber Empathie, Mut, Kraft zu entwickeln, wichtig ist, um das gute Leben für alle zu gestalten. Das gute Leben, das wir alle verdient haben.“
(H.C. Rosenblatt, „Worum es geht“, Seite 20)
Dieser Text enthält unbezahlte Werbung. Ich habe ein kostenloses Rezensionsexemplar von H.C. Rosenblatt erhalten.