
Es gibt zwei Stichwörter, die ich besonders häufig nutze, wenn es zum Beispiel um traumabezogene Ohnmachtsgefühle geht: Tätersuggerierte Ausweglosigkeit.
Etwas, das sich bei Betroffenen so tief eingebrannt hat: Das Gefühl, die Haltung und auch die Erfahrung „Ich kann nichts (dagegen) tun. Die Anderen sind immer mächtiger.“
Täterstrukturen profitieren davon, dass sie handlungsfähig und machtvoll sind und bleiben – und andere nicht. So funktionieren Gewalt, Manipulation, Kontrolle, Hierarchien…
Auch Hilfesysteme können in diese Falle geraten- und in dem Zusammenhang übrigens auch Verschwörungserzählungen folgen.
Gewaltüberlebende zu unterstützen, sie auf ihrem Weg zu begleiten, bedeutet, mit Rückschlägen, Blockaden, Ausweglosigkeiten, Verzweiflung, Resignation konfrontiert zu sein.
Dennoch positiv zu bleiben, fällt allen Beteiligten aus guten Gründen immer wieder schwer.
Wie soll man auch optimistisch „dranbleiben“, wenn sich Vieles so schwer gestaltet, Vernetzung nicht funktioniert und offenbar Andere immer wieder am längeren Hebel sitzen?!
Täterstrukturen profitieren von Erschöpfung, Isolation, Informationsdefiziten, Überforderung der Anderen, weil sie daran wachsen können. Damit meinen wir übrigens auch rechtsradikale Parteien.
Für uns ist die Alternative, auf unseren Fokus zu achten und ihn immer wieder bewusst auszurichten: Wer bekommt wo welche Bühne und welchen Support? Welche Überzeugungen, Inhalte, Haltungen und Ideen brauchen mehr Präsenz? Wo geht es um ein „gutes Leben für alle“, im Gegensatz zu Ego-Zentrismus?
Wir achten darauf, wo wir uns Informationen besorgen und Wissen aneignen. Nicht überall, wo „sachlich“ und „faktenbasiert“ draufsteht, kann man sich auf solches verlassen.
Sich eine Meinung zu bilden, eine Haltung zu entwickeln, erfordert oft mehr Mühe als nur den Konsum eines 10 Sekunden-Reels.
Positiv denken kann nur, wer bereit und in der Lage ist, sein Denken zu reflektieren. Komplextrauma ist da leider häufig ein Gegenspieler. Deshalb ist es gut, sich immer wieder daran zu erinnern, dass das Gehirn lernfähig ist.