Was wir zum Jahresende sagen möchten?
„Es ist gut und richtig, Bindungen einzugehen und das Herz zu öffnen. Jemandem mit Liebe zu begegnen und Liebe aufzunehmen. Ja, das bedeutet eben, lebendig und Mensch zu sein.
Es ist ein Trugschluss, zu glauben, dass man in Sicherheit ist, wenn man innerlich hart wird und bleibt. Es führt nur dazu, dass man das Alleinesein, die Isolation etabliert. Wenn man nicht liebt, wenn man sich nicht verbindet, wird man auch nicht verletzt- es tut einfach nicht weh, weil es kein Verlassenwerden, keine Verletzung, keinen Abschied, keinen Konflikt, keinen Verlust gibt. Wenn man nichts hat, kann man auch nichts verlieren und erspart sich die Tränen.
Ja. Nein!
Der Schmerz ist trotzdem da. Ohne Liebe, Freundschaft, Beziehung, Menschen- und/oder Tierbezug ist und bleibt da dieses Loch, diese Leere, diese furchtbare Kälte – und das Leben geht dennoch weiter. An einem vorbei.
Wenn man nichts (mehr) fühlt, was für ein Leben ist das dann? Wer ist man dann, als Lebewesen, das Antennen, Sensoren, Zellen, Kanäle, Sinne usw. hat? Hart, stumpf, leer, taub – damit es bloß nicht weh tut? Welch hoher Preis!
Diese Medaille hat doch zwei Seiten. Manchmal fokussiert man sich nur auf die eine, weil man muss(te) und vor Angst erstarrt ist. Liebe bringt Schmerz mit sich – das ist die eine Seite. Und die andere? Ohne Liebe ist das Leben hohl – wie viel reichhaltiger, bunter, klarer, schöner ist es, wenn man sich und andere liebt und fühlt.
Wir haben schon Menschen und Tiere verloren, die wir geliebt haben. „Wir“ waren schon unglücklich und hoffnungslos verliebt, wurden verlassen, belogen, misshandelt, ignoriert, ausgenutzt… Wir kennen die guten und die schlimmen Aspekte von „Bindung“. Und immer noch und immer wieder taucht der Gedanke auf, dass es „dumm“, „falsch“, „gefährlich“ ist, sich auf jemanden emotional einzulassen. Wir wissen, woher der Gedanke kommt und welchen Sinn er hat(te). Wir haben Erfahrungen damit, ihm zu begegnen, ihn ernst zu nehmen und ihm mit Mitgefühl zu begegnen – so dass wir auch neue, andere Erlebnisse und Veränderungen schaffen können.
Im Leben zu sein und zu bleiben bedeutet für uns, Verbindungen zu fühlen und damit dieser tiefgreifenden Einsamkeit im Innern zu begegnen. Erst wenn wir uns diesem Schmerz zuwenden und spüren, dass Verhärtung nicht (mehr) schützt, sondern Altes aufrechterhält, kann sich auch etwas (auf-)lösen.
Gefühle wie Trauer, Wut und Angst wahrzunehmen, statt sie automatisch zu dissoziieren, ist für uns ein ständiger Lernprozess. Wir halten aus, dass es sich (erst mal) nicht gut anfühlt und dass wir nicht darin geübt sind, uns damit zu konfrontieren. Außerdem halten wir aus, dass „es“ dauert. Dass sich nichts forcieren lässt. Dass es mal leichter und mal schwerer geht. Dass es Situationen gibt, die ohne „sich wegzumachen“ (noch) nicht zu bewältigen wären.
Wir gehen damit weiter, weil wir unser Leben nicht an uns vorbeiziehen lassen wollen. Das ist eine Erkenntnis von Verlustschmerz, mit der wir arbeiten können: Das Leben ist endlich. Ein großer Teil davon war für uns furchtbar. Ein anderer großer Teil war so, so schön. Und die Zeit, die noch vor uns liegt, möchten wir so gut wir es können in unserem Sinne gestalten.
Das geht nicht mit verschlossenem Herzen.
♡…
Hallo ihr Lieben,
erure Worte berühren uns sehr. Ihr sprecht/schreibt uns aus der Seele. Es ist eine Gratwanderung, immer wieder. Mal in die eine Richtung schwankend, mal in die Andere. Was bleibt, ist Hoffnung und der Versuch zu fühlen. Zu lieben. Mit allem Schmerz. Immer wieder. Weil Liebe/Bindung auch Leben ist. Und wir wollen leben.
Claudia und …
Wie gut, dass da Hoffnung sein kann und darf! Und wie gut, dass Ihr leben wollt!