Was und wer braucht Trost?
Wer braucht und möchte Freundschaft, Zuwendung, Verbindung, Liebe?
Wo werden Bedürfnisse, Sehnsüchte, Ängste, Sorgen übersehen, überhört, vergessen, geleugnet?
Wer fühlt sich unverstanden, bedrängt, bestraft, überrollt, missioniert?
Wer fühlt sich unterfordert, gelangweilt, leer, sinnlos, verloren, nicht ernst genommen?
Was geht im System vor sich und was bekommt warum wie viel Priorität, Fokus und Anerkennung?
Diese Fragen beschäftigen uns immer wieder und es ist nicht immer angenehm, ehrlich und offen hinzuschauen und Antworten zu erkennen.
Manchmal ist es viel leichter, im dissoziativen Ausblenden zu bleiben und sich jene Aufgaben herauszusuchen, die einfacher und schneller, ohne großen emotionalen Einsatz, „abzuarbeiten“ sind, zugunsten der Aufrechterhaltung einer Alltagsfunktionalität und (vermeintlichen) Stabilität.
Aber es geht (auch) um eine längerfristige „Wundversorgung“. Dabei reicht nicht immer ein Pflaster, vor allem dann nicht, wenn sich in tieferen Schichten eine Infektion ausbreitet.
Auch alte Wunden können später noch lebensbedrohlich werden, wenn sie nicht so versorgt wurden und werden, wie sie es brauchen.
Eine unscheinbare Narbe sagt nichts über die Massivität der Verletzung aus.
Und ein „gut funktionierendes“, alltagstaugliches, ausgeglichen wirkendes DIS-System bedeutet nicht gleichzeitig Lebensfreude, Erfüllung oder Versorgung für jede einzelne Innenperson.
Manche(s) fallen/fällt hinten weg – bewusst, unbewusst, gewollt, aus Gründen oder wegen „ist halt so“.
Vielleicht braucht es in dem Zusammenhang immer wieder mal Erinnerungen daran, dass man Viele ist. Klingt absurd? Weil man als Viele doch weiß, dass man Viele ist (wenn man es weiß und das Wissen nicht dissoziiert)?
Wissen ist nicht fühlen.
Verstehen ist nicht begreifen.
Sich erinnern meint auch, sich wahrzunehmen – auch dort, wo es weh tut und wo innere Herausforderungen jede Menge Kraft, Geduld, Toleranz und Fokus brauchen.
Vielen Dank für das Erinnern und Ermutigen – es tut uns gut, zu lesen, dass es offenbar nicht nur uns immer wieder Überwindung kostet, nach Innen zu fragen, die Antworten wahrzunehmen, zu fühlen und zu versorgen.