Kontaktpunkte

Gastbeitrag: Wenn die Freundin parteiisch mitwütet

H. ist seit 24 Jahren unsere Freundin. Sie hat uns schon mit einem Baseballschläger beschützt, sich ein Hotelbett mit uns geteilt, obwohl wir uns erst seit ein paar Monaten kannten, uns in Notfällen begleitet, uns bei der Flucht vor Täter*innen unterstützt, usw.

Jetzt hat sie den ersten Leserinnenbrief ihres Lebens geschrieben und uns erlaubt, ihn hier zu teilen. Er ist für uns ein berührendes, stärkendes, wunderbar wütendes Beispiel ausdrücklicher Parteilichkeit, das sehr gerne auch andere Menschen inspirieren und ermutigen möge.

Danke, H.!

“Leserbrief an den Spiegel, zur Ausgabe Nr. 11, 11.03.23, zum Artikel: Psychische Gewalt, Seite 36

Ein äußerst reißerischer Artikel – Mit dem Verbreiten von Halbwahrheiten und kollektivem Wegsehen wird hier u.a. ganz klar Täter:innen-Schutz betrieben!
Das ist fatal für alle Betroffenen von organisierter, ritueller, sexualisierter Gewalt!

Alleine die Aufmachung des Artikels, der Titel und dazu die extremen Bilder – ohne Triggerwarnung! – ist verantwortungslos!

Dass es einzelne Therapeut:innen gibt, die seit Jahren mit Opfern von organisierter, ritueller, sexueller Gewalt arbeiten und mittlerweile davon ausgehen, dass Menschen mit einer dissoziativen Identitätsstruktur (DIS) immer organisierte, rituelle Gewalt erlebt haben, mag sicherlich stimmen. Die Maßgabe, sich an alles erinnern zu müssen, ist fatal für die Betroffenen und provoziert Retraumatisierungen- Ja, fehlgeleitete
Hilfeleistungen verursachen zusätzliches Leid! Bei allen.

Aber öffentlich zu leugnen, dass es daneben reale Erinnerungen an organisierte, rituelle, sexuelle Gewalt gibt und damit in Kauf zu nehmen, dass den Betroffenen der o.g. Gewalt evtl. noch
weniger Hilfeleistungen zukommen, geschweige denn ihnen geglaubt wird, ist schlichtweg ein Skandal! Das schützt die Täter:innen! Und diffamiert pauschal alle Therapeut:innen.

Nur weil dieses Ausmaß an menschengemachter, grausamer Gewalt so unglaublich scheint, heißt
das nicht, dass es sie nicht gibt!!!

Viele Betroffene haben diese Erinnerungen schon vor einem Therapiebeginn!
Wie ist es möglich, dass sich so viele Menschen, unabhängig voneinander, an Szenen organisierter, ritueller,
sexualisierter Gewalt erinnern?
Wer sollte und will sich solche Erinnerungen ausdenken?

DER SPIEGEL beschreibt selbst, wie veränderbar und beeinflussbar unsere Psyche ist. Wenn es möglich ist,
im Laufe einer Traumatherapie Erinnerungen zu suggerieren, kann man sich auch gut vorstellen, wie die
Psyche eines jungen Menschen funktioniert, der unter Folter und Todesangst manipuliert wird!
Es gibt „Mind-Control“, sog. Gehirnwäsche.
Warum sollten sich Täter:innen aus organisierten Gruppierungen dieses Wissen nicht zu nutze
machen? Es ist ein mächtiges Instrument!

Schon wegen ihrer Diagnose “DIS“ wird Betroffenen oft nicht geglaubt. Während ritueller Gewaltprozesse
werden den Opfern u.a. häufig Drogen verabreicht, zusammen mit Methoden der „Mind-Control“ wird die
Wahrnehmung der Opfer massiv beeinflusst, so dass Erinnerungen nur sehr mühevoll, in kleinsten
Puzzleteilen, zu Tage treten.
Ein Strafverfahren gut zu überstehen, was jahrelang dauern kann und bei dem Betroffene wiederholt
(struktureller) Gewalt ausgesetzt sind, ist leider immer noch unmöglich.
Die Aussicht auf Erfolg ist gleich Null (gut für alle Täter:innen!).
Obwohl es Fakten und Beweise gibt.

Ich bin eine langjährige Freundin von Menschen mit DIS. Ich hege absolut keinen Zweifel daran, dass
Kinder/Jugendliche organisierter, ritueller, sexueller Gewalt/Folter ausgesetzt sind!

Alle von Gewalt Betroffenen benötigen bedarfsgerechte Unterstützung und Schutz! Sie verdienen es, mit Respekt und Würde behandelt zu werden!

An den SPIEGEL: Ich werde mein langjähriges Abo kündigen! Es reicht.“

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