…Ausstieg aus organisierten Gewaltstrukturen: Was, wenn die Zeit davonläuft und es richtig “eng“ wird?:
Ein Therapieplatz (ambulant/stationär) fehlt, Wartelisten sind lang und voll und/oder Therapeut*innen wollen nicht mit “Deinem Thema“ arbeiten. Frauenhäuser oder andere Schutzeinrichtungen sind komplett belegt oder nicht sicher genug für Deinen Background. In der eigenen Wohnung bist Du gefährdet, aber ein Umzug scheint kaum machbar zu sein: Wo findet man heute bezahlbaren, guten Wohnraum?
Medizinische Versorgung ist voller Hürden: Angst, Unverständnis, Zeitdruck, Ignoranz, es darf keine Begleitung (mehr) dabei sein, Empathielosigkeit, innere Blockaden, usw.
Was, wenn man bei all dem auch noch (alleine) Kinder zu versorgen hat?
Und hinzu kommt die Pandemie. Noch mehr Einzelkämpfer*in-Modus. Quarantänekatastrophen und Isolationsgefühle. Das “soziale Netz“ -falls vorhanden!- bekommt Lücken, Zuverlässigkeit bröckelt, die Basis schwankt.
Wir wissen selbst, wie lebensnotwendig neue, positive Beziehungserfahrungen für uns in unserem äußeren und inneren “Ausstieg“ waren. Freundliche, unterstützende Menschen, die spontan erreichbar waren, die wir sehen und fühlen (!) konnten, die wie eine Halteschnur bei uns waren und blieben… Diese Spontanität kommt in der Pandemie abhanden.
Und dann?? Wie behalten Betroffene organisierter/ritualisierter Gewalt so etwas wie Zuversicht, wenn sie eine Zeit großer Perspektivlosigkeit erleben?
Es geht nicht nur ums Durchhalten. Darin sind Gewalt-Betroffene oft ziemlich gut. Es geht um das Gefühl, dass es sich lohnen wird, auch wenn es jetzt gerade gar nicht so aussieht. Es geht um dieses kleine Fünkchen Hoffnung, das lebendig gehalten werden will.
Ein Ausblick. Irgendwohin, wo es besser ist, als es bisher war. Und zwar möglichst IN DIESEM LEBEN!
Es geht um Dich! Dass Du da bist, hat (mindestens!) einen guten Grund. Herauszufinden, was das sein könnte, könnte eine Perspektive für jetzt und morgen sein!
Danke für deine Worte.